Fashion-Week-Auftritt, Single für britische Teenager-Serie hergegeben und Remix-Arbeiten für Lana Del Rey und Florence & The Machine? Natürlich klingt das alles irgendwie nach gut inszenierter Lancierung eines Newcomer-Acts. Eine Information über das Duo AlunaGeorge lässt dann doch dennoch aufhorchen: Ihre Hit-Single „You Know You Like It“ fand nicht nur in der Blogosphäre Anklang und katapultierte sie beim „Sound of 2013“ auf Platz zwei der BBC, sondern faszinierte auch die Macher von Tri Angle Records, die den Ohrwurm auf eine ihrer raren 12-Inches pressten. Klare Ansage, AlunaGeorge sind keine auswechselbaren Pop-Sternchen, die morgen schon wieder in Vergessenheit geraten sind. Im Gegensatz zum gängigen Chartmüll weiß ihre Single nicht nur Ecken und Kanten sowie zuckersüße Vocals zu präsentieren, sondern steht zur verzerrten Elektronik ebenso wie zum Singalong-Charakter großer Pop-Songs.
Das Debütalbum von Sängerin und Songschreiberin Aluna Francis und dem Produzenten George Reid auf dem dreieckigen Label aus Brooklyn wiederzufinden, wäre dann aber irgendwie zu weird gewesen. Was aber nicht heißen soll, dass Body Music nicht doch ein oder mehrere Ohren verdient hat. Während Reid zuvor in der Math-Rock-Formation Colour an seinen abseitigen Beats feilte, entwickelte Francis ihre Passion für R&B (nicht erst) in der Electro-Pop-Gruppe My Toys Like Me. Seit 2009 machen sie nun als AlunaGeorge gemeinsame Sache, der es zwar erst mal an einer markanten uniqueness fehlt, aber es muss ja nicht immer alles sonderlich innovativ sein, um zu gefallen. Die Kombination aus Francis’ lässig-souveränem Gesang und Reids unheimlichen, leicht abstrakten Kulissen, die sowohl rudimentäre Brainfeeder-Sprenkel als auch futuristische Leftfield-Experimente vereinen, erinnert zwar einerseits an Purity Ring oder Grimes, dennoch tummeln sich unter den 14 Songs einige Perlen, die nicht mehr aus dem Kopf wollen. Etwa „Your Drums“ mit seinem Stop’n’Go-Habitus, den schrägen Beats und den an La Roux erinnernden Gesang, oder die Downtempo-R&B-Nummer „Friends To Lovers“ sind wahre Ohrwürmer.
Mit ihren Momenten zwischen glatten 2Step, angedeuteten Glitch-Hop und Dream-Pop weiß das in London ansässige Duo den Balanceakt zwischen Radiotauglichkeit und eigener Stil-Findung eindrucksvoll zu meistern. Wenn obendrein die Lyrics keineswegs cheesy sind, sondern die ein oder andere melancholische Note aufweisen, verzeihen wir ihnen auch gerne die Prise Drama. Das ist nicht Synth-Musik aus der Konserve, sondern Popmusik, die sowohl eingängig als auch beeindruckend frisch daherkommt. Gerechtfertigter (Mini-)Hype.
Video: AlunaGeorge – Attracting Flies