Im Zentrum von Divine steht das Klavier – immer gut klingend, mal intim trocken, dann im Cage’schen Sinne bearbeitet, metallern, obertonreich. Und Pailhès, ein Teil des tollen Pariser Duos Nôze, weiß auch mit seinem Instrument umzugehen. Woran es auf seinem Solodebüt allerdings hapert, ist ein überzeugendes Konzept. Hier trifft Kunst leider oft auf Kitsch und Kirmes – zum zentralen Piano gesellen sich häufig Stimmen, die lediglich „schubidu“, „oh“ oder „ah“ singen, allerdings nicht mit dadaistischem Hintersinn, sondern, tja, warum eigentlich? Ist das Humor? Bedenkenlosigkeit? Oder einfach nur Trend? Pianokitsch hat definitiv Konjunktur, und so wähnt man sich auf Divine mal im Burlesque-Theater, mal im Häkeldeckchen-Café, dann in einer Folge der Peanuts (remember Charly Brown?). Das kann man natürlich alles mögen, aber hier wäre mehr drin gewesen, das beweisen das Song-Kleinod „Up To The Sky“, vor allem aber „Under The Lake“ und „Furioso“, die experimentell und mit einem gewissen Ernst daherkommen, ohne gleich wieder die Feuilleton-Keule zu schwingen. Und die plötzlich eine ganz andere Stimmung erzeugen, ohne Easy-Listening-Geschmäckle und ohne schlüpfrige Augenzwinkerei.
Stream: Ezechiel Pailhès – Divine (Album Preview)