Anlässlich der neusten Eindrücke, die man durch aktuelle Fotos von Immerjugendlichen wie Sporfreunde Stiller oder Fettes Brot bekommt, stellt man fest: Altern im Popbiz ist, sobald man sich dessen verweigern möchte, noch schwieriger als normalerweise schon. Der Berliner Moritz Friedrich alias Siriusmo stand bei mir auch im Verdacht dieser Versuchung anheim zu fallen. Doch anlässlich seines dritten Longplayers möchte ich diese Einschätzung revidieren. Reife Leistung – trotz all des Enthusiasmus, den man doch eher der Jugend zuordnen würde. Die Eckdaten zwischen Moroder, UK Bass, Hip-Hop und Daft Punk sind gut ins eigene Berliner Universum eingefügt, analoge Synthesizer bilden ein harmonisches Miteinander mit Hip-Hop im Stile von Diplo oder Dizzee Rascal („Plastic Hips“). Bei dem einzig deutschsprachigen Rap „Wattislosmitmir“ und Titeln wie „Tränen aus Bier“ stehen immer noch sehr Jungs-mäßige Themen im Fokus. Aber sie offenbaren auch einen Zusammenhang zur Wiener Schule um Thomas Bernhard wie auch zu DJ Koze. Spätestens mit dem französischen Housebeat „Petit Cochon“ und bei „Leftovers“ wird schnell um die nächste Ecke gedacht, und der boyischen Hangover-Larmoyanz mit Tränen aus Lachfalten begegnet. Flexibilität ist die Mutter aller Weiterentwicklung. Danke dafür, Herr Friedrich!
Video: Siriusmo – Itchy / Cornerboy