Phil Kieran aus Belfast dekliniert seinen großspurigen, popaffinen Rave-Sound in allen denkbaren Formen: Nach der Jahrtausendwende reihte er sich unter die Prozenten ein, die Techno aus dem analytischen Klangverständnis des Minimal Sounds neu erfinden wollten. Dieser Ansatz führte zu seinem bis dato größten Hit, „Skyhook“, und zu einem Album für Cocoon. 2005 gründete er den Electro-Punk-Act Alloy Mental für Fatboy Slims Label Skint. Neuerdings gingen seine eigenen Produktionen ins Trancige. Mit Green Velvet produzierte er Hommagen an dessen Chicago-House-Klassiker. Eine Seite Kierans will den Dancefloor mit einem fetten, überwältigendem Rave-Sound beherrschen, eine andere interessiert sich für Nuancen in den Texturen der Klänge. So ist das Wie bei ihm meist interessanter als das Was. Auf dem Debütalbum seines Band-Projekts Le Carousel gelingt ihm, woran sich Generationen von Dance-Produzenten meist vergeblich abgearbeitet haben: Die Sprache der Grooves und die Sprache der Songs zu verbinden. Die zurückgenommene Tracks klingen verhalten und kühl und erzeugen eine Art Bühne, einen Resonanzraum für die ruhigen, persönlichen Songs. Mal denkt man an Roxy Music, mal an Brian Eno, mal an Pulp, mal an The xx: Die emotionale Tiefe und Eigenständigkeit der Lieder überrascht immer auf’s Neue.
Video: Le Carousel – Winter Months