Der US-amerikanische EDM-Superstar Deadmau5 merkte neuerdings an, seine Live-Shows enthielten kaum spontan entstandene Musik. Wenn er vom festgelegten Plan abweiche, seien die Stücke schließlich nicht mehr mit der Lichtshow und dem Feuerwerk synchron. In der amerikanischen Musikpresse löste dieses Statement eine Diskussion über die Live-Qualitäten von Konzerten aus. Mit ihrem ersten Live-Album positionieren sich Simian Mobile Disco gegenüber dieser Thematik eindeutig: Das Duo reist mit einem großen Modular-Synthesizer und zwei kleinen Synthesizer-Racks, einer Roland TR-909 als Drum Computer sowie diversen Controllern und Effekten. Live wurde an einem Stück in Philadelphia aufgenommen und nach Aussage der Band nicht nachträglich bearbeitet. Wer Simian als tendenziell nervigen Crossover-Act abgespeichert hat, wird hier positiv überrascht: Der schmierige, überdrehte Pop ihrer ersten Hits spielt kaum noch eine Rolle. Alles dreht sich um das Potential der Synthesizer im Live-Spiel. Die Stimmen verlieren sich in den Modulationen. Die Original-Versionen sind kein Bezugspunkt: Bei ihrem Hit „Seraphim“ etwa treten die trancigen Synthesizer-Kaskaden und das Vocal in den Hintergrund. Jetzt geht es darum, wie sich die quäkende Bassline in das Drumming windet. Viele elektronischen Live-Acts arbeiten mit vorbereiteten Sounds, um nicht auf Effekte wie Kompression verzichten zu müssen. Simian wissen, wie fatal es ist, beim Konzert mit Studioaufnahmen zu konkurrieren. Ensprechend mittig und verwaschen klingen die Songs. Dafür wird man vom Spaß der Beiden am Knöpfchendrehen mitgerissen.
Stream: Simian Mobile Disco – Live (Album Live Version)