Rhye, das sind Michael Milosh und Robin Hannibal. Der eine hat als kanadischer IDM-Künstler unter seinem Nachnamen bereits drei Soloalben auf dem Buckel, der andere ist Teil der Band Quadron aus Dänemark, die schon vor Jahren mit Milosh zusammengearbeitet hat. Als Duo liefern sie nun von Los Angeles aus mit Woman ein zeitgemäßes Soul-Album mit elektronischem Touch ab und sorgten bereits vorab mit den Singles „Open“ und dem Instant-Klassiker „The Fall“ samt des dazugehörigen Remixes von Maurice Fulton für mächtig Aufsehen in der Blogosphäre. Und das nicht nur ob ihrer großartigen, versiert arrangierten und von Electronica über alternativen R&B bis hin zu Downtempo und Pop beeinflussten Songs, sondern auch weil eine Zeit lang gar nicht klar war, aus wessen Feder diese stammen. Doch ganz egal, ob das Versteckspiel nun geschickt geplanter Marketing-Coup oder tatsächliches Zurücknehmen im Namen der Musik war – allzu lange hielt es nicht an. Zu verräterisch ist Miloshs androgyner Gesang im seidigem Halb-Falsett, der neben zahlreichen Klaviereinlagen, Streich- und Blasinstrumenten das tragende Element der insgesamt zehn Songs darstellt. Diese erinnern mal an Sadé, Tracey Thorn oder Air, bei Songs wie „3 Days“ sowie dem verträumten „One Of Those Summer Days“ kommen aber auch Saint Etienne oder die Cocteau Twins als mögliche Vorbilder für Rhye in den Sinn. Immer aber erinnern sie uns daran, dass man unaufgeregte Eleganz nie mit Gefällig- oder gar Belanglosigkeit verwechseln sollte. Das wäre fatal, denn Woman ist trotz einiger Längen schon jetzt eines der schönsten Alben des Jahres.
Video: Rhye – Open