Masse heißt ein vom Berliner Staatsballett und dem Berghain gemeinsam produzierter Tanzabend. Jeder der drei ChoreographInnen Nadja Saidakova, Xenia Wiest und Tim Plegge arbeitet für seinem Teil mit eigenen Musikern zusammen: Ein Segment wird von Henrik Schwarz begleitet, ein weiteres von Marcel Dettmann und Frank Wiedemann, das letzte von Marcel Fengler und Efdemin. Die drei Ansätze ergänzen sich in ihrer Entgegengesetztheit perfekt. Schwarz’ satte, akustische Gitarrenakkorde und die wuchtigen, elektronischen Klänge sind auch als Soundtrack eines Fernsehkrimis vorstellbar. Sein ganz eigenes Klangrepertoire geht so rückstandslos in Bedeutung auf, dass man weniger meint, die Choreographie vor Augen zu haben – sondern die Emotionen, die durch Bewegungen der Tänzer beim Zuschauer ankommen sollen. Dettmann und Wiedemann gehen nicht von der Wirkung der Musik, sondern vom Material aus. In einem Prozess der Dekonstruktionen erforschen sie das theatralische Potential ihrer Technotracks. Bässe, Flächen und Drums erklingen mehr oder weniger voneinander isoliert. Die düsteren, verstörenden Klänge wecken einen auf und steigern die Aufmerksamkeit für das Unbekannte, das einen auf der Bühne erwartet. Efdemin und Fengler geben sich nicht mit dem vorhandenen Formen von elektronischer Tanzmusik zufrieden. Statt wie Dettmann und Wiedemann Technotracks als Ausgangsmaterial zu benutzen, versuchen sie aus unmarkierten, fremdartigen Sounds von Proto-Grooves zu entwickeln, die ohne üblicherweise eingesetzte Elemente wie Bassdrums oder Hi-Hats auskommen. Manchmal sind die Pattern so monoton und flirrend, dass der Rhythmus als ein einziges, kontinuierliches Geräusch wahrnehmbar wird.
Stream: Diverse – Masse (Preview)