Turbos New Jack Techno wurde von der Resident Advisor-Redaktion zur zweitwichtigsten Compilation des vergangenen Jahres gewählt. Diese „kleine Offenbarung“ habe sich von dem szenebeherrschenden Berghain-Techno frei gemacht und mit jedem Track einen neuen Blick auf das Genre erzeugt. Statt ein hypnotisches Fließen zu erzeugen, arbeiten Clouds, Sei A oder Duke Dumont mit abgehackten, kleinteiligen Loops und kreieren so eine aufgekratzte Dynamik, die man ziemlich aus dem Auge verloren hatte. Proxy aus Russland veröffentlicht seit 2007 auf Turbo. Seine tollen Singles wie „Destroy“ und „Decoy“ verbeißen sich mit einer irrwitzigen Entschiedenheit, ja Verbissenheit in einzelne Pattern. Es sind Tracks für Momente, in denen die Party ihren Höhepunkt schon überschritten hat, und der Verfall noch für einige Momente herausgezögert werden soll. Da Proxys Singles so punktuell ansetzen, überrascht es nicht, dass er bei seinem zweiteiligen Debütalbum ganz anders vorgeht. Sein Erweckungserlebnis in Sachen elektronischer Musik hatte er beim legendären Prodigy-Konzert in Moskau 1996. Überraschend unmittelbar eifert er hier seinen Idolen nach. Happy Hardcore, Gabba, Big Beat, Rave: alles was elektronische Tanzmusik populär gemacht hat, taucht hier auf. In hiesigen Clubs kann man sich diese Tracks kaum vorstellen. In den USA erscheint das Album auf dem Label des Autotune-Trancers Steve Akoi. Offenbar will Proxy den EDM-Markt erobern: Gönnen würde man es ihm, wenn er mit seinem martialischen Neunziger-Rave Skrillex’ elektronischen Heavy Metal wegbläst.
Stream: Proxy – Music From The Eastblock Jungles Pt. I