Terre Thaemlitz und sein Deep-House-Alias DJ Sprinkles gehören gleichlaufend zur Quintessenz und den Außenseitern ein und derselben Szene. Angezogen und abgestoßen von den Mechanismen einer Subkultur, die sich von jeher als Gegenspieler des Popgeschäfts verstand, um dann umso stärker deren Versuchungen zu unterliegen, rezitiert DJ Sprinkles die Geschichte von Deep House auf eine Art und Weise, die in der Realität wohl nur als Strohfeuer und in Mikrozellen stattfand. Das macht ihn nur noch wichtiger. Kongruent zu seinem Meilenstein-Album Midtown 120 Blues, mixt der DJ nun tatsächlich als DJ Tracks anderer Künstler, die seinen Standards gerecht werden. Where Dancefloors Stand Still ist so zum einen ein Fanal gegen das gestrige japanische Sperrstunden-Gesetz, das (neuerdings reaktiviert) vielen Clubs in Japan gerade die Luft zum Atmen nimmt, und zum anderen schönste Utopie, die manchmal Wahrheit wird – wenn die Umstände stimmen. Auf dem kontemplativen Sprinkles-Floor treffen sich unter anderem Ron Trent, Jersey-Obskuritäten von Sound Mechanix, die sich bei Chicago bedienen, vergessene Eightball-Records-Klassiker, der Classic Man alias Wayne Gardiner, der zu den Großmeistern dieser Schule gehört ebenso wie Larry Heard. Sprinkles ist aber kein Fanatiker. Mit der gleichen Nichtanerkennung, die er Rasse, Klasse und Geschlecht entgegenbringt, behandelt er hier Herkunft und Alter. So treffen hier auch MyMy, Trentemøller oder Manoo & Francois A. den richtigen Ton. Hardcore Deep House.
DJ SPRINKLES Where Dancefloors Stand Still (Mule Musiq)
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