Durch „Poney Part 1” wurde Vitalic 2001 schlagartig bekannt: Aus einem marionettenhaft ausgedünnten Groove bricht eine monströse Bassline hervor. Großkotzig und monströs, aber auch absurd und grotesk. In der ersten Electroclash-Welle vertrat der französische Musiker den technoiden Flügel. Vitalic erweiterte das Vokabular dieser Musik um Dinge wie maßlose Übertreibung und schalkhaften Witz. Auf seinen ersten beiden Alben hat er seine Bassformel extrem einfallsreich variiert, ließ ihn etwa marschieren wie ein Militärorchester. Auf seiner dritten LP müssen sich die zur Karikatur reduzierten Grooves mit als Basssalven antretenden, apokalyptischen Reitern herumschlagen. Bei seinem Monstertruck-Techno ist Vitalic kaum zu überbieten. Je größer die Gesten, desto beißender ist der Humor, durch den sie relativiert werden. Da atmet Rave Age auch den Rave-Spirit der französischen Provinz, in der er sozialisiert wurde. Ziemlich unerträglich sind die poppigen Stücke. Wenn es ein Vocal gibt, wird eine ganz andere, eindeutigere und auch plattere emotionale Klaviatur bespielt. Da gibt es nichts mehr, was verhindert, dass Vitalics Pathos in kommerziellen Stumpfsinn umkippt.
Video: Vitalic – Stamina