Mit dem sanftmütigen „Gase“ von Birds Two Cage gehen am Wriezener Bahnhof die Lichter an. Sogleich lässt Oni Ayhuns bedrohlich stolperndes „OAR002-B“ die Spannung unter den Wartenden vor der Tür steigen. Wie kann eine Compilation all das in der heimischen Stube konstruieren, was nun im Innern dieser Mauern passiert? Norman Nodge aus dem Kreise der Berghain-Residents bespielt seit 2005 den großen Floor und liefert mit dem sechsten Teil der hauseigenen Serie ein Zeugnis seiner Wahrnehmung dieses speziellen Ortes. Vielschichtigkeit zeichnet diesen Mix aus: Klassiker wie „Keeping Of The Kept“ von Jeff Mills stehen neuem, exklusiven Material gegenüber, atmosphärischer Techno-Funk à la Mark Broom paart sich mit experimenteller Akrobatik und das Ruhige harmoniert mit dem Rohen. Nach dem milden Einstieg nimmt die Party unweigerlich an Fahrt auf, steuert mit Silent Servants finsterem Glockengeläut auf eine brachiale Peaktime zu: Stroboskope beginnen vor den geschlossenen Augen zu zucken und in die Nase scheint der süßliche Geruch von Nebelfluid zu steigen, während The Nightrippers „Tone Exploitation“ im Planetary Assault Systems Mix das imaginäre Funktion One Ensemble flagelliert. Der Geist wird in keinem Moment müde sich am nächsten Bass-Schwung zu ergötzen. Zu verführerisch ist Nodges Illusion einer Klubnacht. Schließlich fängt Radioactive Man den Exzess auf und schlägt einen Spannungsbogen zum friedlichen Beginn, woraufhin der grandiose Legowelt-Remix von Xosars „Rainy Day Juno Jam“ die Lichter im Berghain erlöschen lässt – bis zum nächsten Wochenende.
Stream: Norman Nodge – Berghain 06 (Preview)