Heutzutage werden Labels durch die angeschlossenen Booking- und Eventagenturen mächtig. Nach dem Modell von Cocoon hat sich Cadenza also ein solches Nachtleben-Konglomerat erschaffen. Lucianos Vagabundos unterscheiden sich von Cocoon durch einen enger umrissenen, stilistischen Fokus: Cadenza steht für einen klangverliebten, psychedelischen, experimentellen, afterhourlastigen, gelegentlich irren, esoterischen Sound. Genau wie Väth im Fall von Cocoon, hat Luciano für die Agentur DJs aus allen Phasen der Clubmusik zusammengerufen, das Spektrum reicht von Kenny Larkin bis Maayan Nidam, von Dandy Jack bis Mirko Loko. Sein Vagabundos 2012-Mix ist ähnlich integrativ. Für das sehr eigenständige, digital gemischte Set hat er die Tracks zerschnipselt. Manchmal erklingen Elemente aus vier verschiedenen Nummern gleichzeitig. Wie in seinen eigenen Produktionen zielt Luciano immer auf den Kontrast schneller, hermetischer, linearer, schwebender Grooves und entrückter, sphärischer Sounds. So etwa verbindet er Technasias pulsierenden Techno mit poetischen Dubs von Substance & Vainqueur. Weil dieser Kontrast das gesamte Set strukturiert, kann er ihn viel drastischer herausarbeiten, als der Produzent eines einzelnen Tracks. Dass die Beats vergleichsweise technoid und hart ausgefallen sind, reflektiert den Vagabundos-Umzug auf Ibiza vom Afterhour-Club D10 ins größere Pacha.
Stream: Luciano – Vagabundos 2012 (Preview)