Will Samson ist ein unbeschriebenes Blatt. Lediglich ein Album auf dem obskuren japanischen Label Plop weist die Diskografie des 23-Jährigen auf, der sich auf seinem zweiten Langspieler mit einer eigenwilligen Ambient-Folk-Synthese um die Gunst des Hörers bemüht – und diese spielend gewinnt. Die Stimmlage liegt irgendwo im androgynen Spektrum zwischen Anthony Hegarty und Coco Rosie, die Arrangements schlagen einen Bogen von Freak Folk bis hin zu ambitioniertem Lo-Fi und neo-krautigen Klangatmosphären. Auch wenn das Album acht einzelne Stücke birgt, so ist es doch zunächst mehr Atmosphäre als Lied, die in den Hörraum tritt, eine Ruhe und Unaufgeregtheit, die daher rührt, dass die Stücke weitgehend ohne rhythmisches Fundament auskommen – ohne dass die Arrangements deshalb brüchig wirken. Will Samsons fragiles Gitarrenspiel (zumeist akustisch) grundiert ausnahmslos alle Stücke – und wenn er wie in „Painting A Horizon“ doch zur elektrischen Version greift, entlockt er bronzefarben schillernde Klangkaskaden, hinter denen sich ein weit gestaffelter Gesang erhebt. In den psychedelisch verhallten Klangräumen lässt sich jede angezupfte Saite einzeln vernehmen, man hört Will Samson atmen und den Korpus seiner Gitarre mitklingen, und wenn dann wie im Instrumentalstück „Music For Autumn“ ein Cello erklingt, bekommt die Musik ein filmisches Flair, das gar nicht mehr weit weg ist von Christian Naujoks oder Max Richter. Welch eine Entdeckung!
Stream: Will Samson – Cathedrals