Kann sich noch jemand an Witch House erinnern? Nein? So nannte sich mal ein Genre, das irgendwo zwischen Glitch-Electronica mit Shoegaze-Haltung, HipHop-Beats, Elfenhaftigkeit und Okkultismus changierte und vor zwei Jahren mal ein Minithema war. Das kanadische Duo Purity Ring wäre vor einiger Zeit ebenfalls unter dem Stichwort Witch House verhandelt worden. Doch Corin Roddick und Megan James haben Glück, dass sich niemand mehr an diesen im Rohr krepierten Hype erinnern kann. Auf dem Albumdebüt der beiden finden Timbaland-hafte Beats, Dream-Pop-Anklänge, Esoterik und eine Zauberwald-Entrücktheit zusammen. Die elf Tracks des Duos erinnern, was die Beats und zumeist in dunklen Farben gehaltenen Arrangements angeht, nicht unwesentlich an Balam Acab oder oOoOO, zwei Acts des US-Labels Tri Angle. Ansonsten huschen immer wieder Gestalten wie Fever Ray, Austra oder Little Dragon durch den Zauberwald von Purity Ring. Die etwas kindliche, nicht selten verfremdet aufgenommene Stimme von Megan Jones wirkt dabei von Anfang an seltsam vertraut – wie so vieles an diesem Album, das man gewiss nicht als großen Wurf bezeichnen kann. Für Shrines werden vermutlich nur sehr wenige Menschen im Schweiße ihre Angesichts einen Schrein bauen.
Video: Purity Ring – Fineshrine