Musik war bei Sébastien Tellier schon immer auch Musical und Mittel zur Inszenierung der ganz großen Themen, man denke nur an das letzte Werk Sexuality. Und das trifft mehr denn je auf My God Is Blue zu, dem aktuellen Album des Vorzeigefranzosen. Denn hier verkündet der leibhaftige Messias seine Botschaften, wie zum Beispiel diese: „…lass unsere Träume sich verschmelzen und unsere Energien sich ergießen in einer gigantischen, blauen Welle, die die Welt flutet.“ Hm, genau. Sowas darf man natürlich nur von sich geben, wenn man dabei stilecht mit wallend-weißem Gewand und übergroßem Fruchtbarkeitsamulett vor einer überirdischen Mondlandschaft steht, wie im wunderbaren Pressefoto. Die restliche Jesus-Optik bringt Tellier ja sowieso von Haus aus mit. Die Songs setzen das Thema dann auch kongenial um und lassen Hugh Hefner-eske Pornodisko auf transzendentalen Erlöserpop treffen. Dem Thema entsprechend geizt Tellier auch nicht mit bedeutungsschwangeren Chorälen, sakralen Elfengesängen und monumentalen Orgeln. Wie beim letzten Album ist auch Daft Punks Guy-Manuel De Homem-Christo bei einem Song wieder mit von der Partie, wobei ansonsten Ed Bangers Mr Flash für die Produktion verantwortlich zeichnet, was wohl am ehesten noch bei den bratzenden Disco-Funk Stücken wie „Sedulous“ oder „Cochon Ville“ zu Tage tritt, bei denen vor meinem geistigen Auge immer eine krude Kreuzung aus Jesus und Bootsy Collins inklusive funkensprühender E-Gitarre erscheint. Ein ganz großes Spektakel, das sich wohl besonders bei den entsprechenden Live-Auftritten zu seiner vollen Pracht entfalten wird.
Stream: Sébastien Tellier – Cochon Ville