Der epische Bogen eines guten Films war es immer, was Jason Swinscoes rare Groove- und Space-Jazz-Nummern aus der Masse der Konkurrenz heraushob. Vor zehn Jahren spendete er Dziga Vertovs konstruktivistischem Klassiker Der Mann Mit Der Kamera einen neuen Soundtrack. Jetzt folgt ein Album mit Neuvertonungen zu sieben Avantgarde-Kurzfilmen, für das Swinscoe andere Komponisten eingeladen hat, für sein Orchestra zu schreiben. Standish Lawders „Necrology“ bekommt eine dieser Swinscoe-typischen Soul Jazz-Nummern mit wirbelnden Drums, elastischen Akustik-Bässen, perlenden Klavierläufen und kosmischen Keyboards verpasst. Aber gleich mit James Whitneys „Lapis“ verlassen The Cinematic Orchestra ihre Comfort Zone. Der sehr junge Jazzpianist und Komponist Austin Peralta hat ein Stück Kammermusik zwischen Faure und frühem Debussy komponiert, den das Cinematic Orchestra mitreißend interpretiert. Dann darf der langjährige Swinscoe-Weggefährte Tom Chant zusammen mit Dorian Concept zwei Filme des österreichischen Avantgardisten Peter Tscherkassky atmosphärisch vertonen. Und Grey Reverend verpasst Joris Ivens „Regen“ eine schöne neue Musik auf Akustik-Gitarren-Basis. Auch kompositorisch wagt sich Swinscoe auf Neuland vor: für Rene Clairs Surrealismus-Klassiker „Entr’acte“ horcht er den Wagner-Einflüssen bei Debussy nach. Und „Manhatta“ klingt wie ein Bewerbungsschreiben für Hollywood, derart Aaron Copland-mäßig romantisch aufbrausend geht er dort zu Werke.
Stream: The Cinematic Orchestra – In Motion #1 (Album Preview)