Willkommen in der Rockdisko. Hans-Peter Lindstrøm verabschiedet sich weitgehend von seinem kosmischen Sound und liefert eine Art spacigerer Variante von Daft Punks Discovery-Album. Das klingt dann wie ELO mit nach vorn gemischten, schwerfälligen Rockbeats. Das ist Fäuste-in-die-Luft-Musik, kein Morgens-bei-Sonnenaufgang-auf-der-Dachterasse-sitzen-Sound. Seine Wurzeln hat das natürlich immer noch in den balearischen DJ-Sets eines Daniele Baldellis, der ja vor allem für seinen hemmungslosen Eklektizismus bekannt war. Und Restspuren der stromlinienförmigen Sky-Kraut-Elektronik sind natürlich immer noch vorhanden, meist aber in hibbelige kleine Teile zerschnitten. Stellt euch vor, es ist Peakhour und Baldelli ist gerade nicht nach Afrobeat und Philly-Groove zu Mute, sondern nach Rock. Also packt er die 808 aus, um den Rockbeats ein bisschen mehr Dynamik zu verleihen. Für jemanden, der Disco vor allem wegen der größtmöglichen Ferne zum Rock schätzt, ist das schwer zu schlucken. Für aufgeschlossene Fans von Ed Banger und Justice wahrscheinlich eine Offenbarung. Denn Lindstrøm geht natürlich immer noch deutlich diffiziler und origineller vor als die französischen In-die-Fresse-Kollegen.
Download: Lindstrøm – De Javu