Immer wieder eine Freude, zu hören, wie große Könner nicht nur ihr Level halten können, sondern sich weiterentwickeln, ohne dabei Verrenkungsbrüche zu erleiden. Axel Bartsch macht weder den Loudness/Fatness-Wahn der letzten Zeit mit, noch greift er omnipräsente Modemätzchen auf. Stattdessen haben seine Stücke Charakter und Charme, egal, ob der große Moment auf dem Primetime-Dancefloor angesteuert wird wie in „Prophetic Dreams“, ein pubertärer Synthie seine verrückten fünf Minuten hat wie in „The Bells Of Jericho“ oder eine spooky Frauenstimme durch dunkle Echokammern geschickt wird. Bartsch traut sich an etliche Stimmungs-, Tempo- und Stilwechsel, von Downtempo-Listening-Tracks über Minimal und gemachen Tech-House geht die Bandbreite bis hin zu waschechtem Techno in „Mental Trainer“, mit Verwandtschaften in alle möglichen weiteren Richtungen. „Assistance From Beyond“ könnte man sich auch sehr gut auf Pokerflat vorstellen, „The 13th Sign“ mit seinen Live-Publikum-Samples, Harfen- und Orgelsounds wiederum würde gut zu Compost Black passen – womit der Bartsch-Kosmos skizziert sein dürfte. In „Wir Tanzen“ vereinen sich dann Reminiszenzen an Minimal, New Wave und frühe Krautelektroniker zu einem finalen, magisch-subtilen Hit.
Video: Axel Bartsch – Wir Tanzen