Text: Numinos, Fotos: Ragnar Schmuck
Erstmals erschienen in GROOVE 132 (September/Oktober 2011)
Teil eins | Teil zwei
Die Detailverliebtheit im Hause Modeselektor – der Bandname stammt übrigens vom Wahlschalter des legendären Roland Space Echos, das auch zum Inventar des Studios gehört – beginnt aber schon lange vor dem finalen Mastering. Denn auf die Frage, ob denn die typischen Mikrobreaks, Stottereffekte und Pitch-Spielereien aus dem Plug-in-Arsenal von A b l e t o n L i v e stammen, entgegnet Szary in breitem Berlinerisch: „Nee, du, dit is alles Handarbeit im L o g i c : gefrickelt, automatisiert und gedreht ohne Ende.“ Überhaupt komme die Quantisierungsfunktion nur selten zum Einsatz, ergänzt Bronsert, während er das L o g i c -Arrangement des Albumtracks „Grillwalker“ öffnet: „Hier, so ne Hi-hat zum Beispiel: Die ist komplett per Hand eingespielt. Das musst du dann über den ganzen Song machen – also wirklich stur von Anfang bis Ende durch. Damit kriegst du dann aber diesen MPC-Style-Mikrogroove hin.“ Ein Blick auf die weit mehr als vierzig Spuren des Arrangements führt unweigerlich zu der Frage, ob Modeselektor beim Mischen mit Subgruppen arbeiten. Bronsert verneint entschieden: „Wir arbeiten immer nur mit Effektbussen – nie mit Drum-Gruppen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es scheiße klingt, wenn man große Drum-Gruppen über Busse schickt.“ Er sagt, das sei genau das Nadelöhr bei der internen Summierung im Rechner, bei dem die Qualität und der Druck flöten gehen können. Deshalb könne er sich gut vorstellen, in Zukunft über eine externe Analogkonsole zu summieren.
Video: Modeselektor – Grillwalker (Fanvideo)
Dabei wird der zentrale Rechner-Arbeitsplatz von Modeselektor bereits jetzt von einem erlesenen Gerätepark flankiert, der von den Rhythmusklassikern aus dem Hause Roland über seltene Schätze wie beispielsweise ein Yamaha DX-200 oder ein Casio CZ-1 bis zu Studiostandards wie dem Fender SeventyThree reicht. Besonders aber die 909 habe sich als unverzichtbarer Begleiter von Modeselektor erwiesen, berichtet Szary: „Ich habe sie früher ja gehasst, weil wirklich jede Technoproduktion damit ausgestattet war. Aber bei den DJ-Sets ist sie unschlagbar: Midi-out von der Native S4 rein, läuft ultratight mit, und sobald du die druntermischst, werden da plötzliche genau die Frequenzen gefüllt, die knallen. Wir resetten die tatsächlich auch immer komplett und programmieren sie dann live zu dem Track, der gerade läuft.“
Wie viel Herzblut das Duo in seine Tracks steckt, zeigt sich, als Bronsert auf die Frage, wie die beiden denn an den Punkt kommen, an dem ein Stück fertig ist, antwortet: „Wir arbeiten wirklich bis zum letzten Augenblick daran. Uns macht es eben total viel Spaß, jedes Detail bis zur Perfektion zu bringen – auch wenn es nur noch Kleinigkeiten sind, wie hier den Pegel von einer Spur um ein halbes Dezibel zu ändern oder dort noch ein bisschen an der Komprimierung zu feilen.“ Das würde zwar kein Mensch hören. Es gebe aber Veröffentlichungen von Modeselektor, bei denen sie sich für immer und ewig über eine unperfekte Feinheit ärgern werden. Das gehe nie weg, weil die Nummer ja bereits veröffentlicht ist. „Es ist wirklich ganz schlimm“, sagt Szary. „Das ist wie wenn sich eine Frau von einem trennt, und man denkt hinterher: Hätte ich ihr doch damals nur das noch gesagt und dies noch für sie getan. Man weiß, das lässt sich nie mehr beheben.“
Klangerzeuger:
Boss VT-1
Casio CZ-1
Clavia Nord Lead
Control Synthesis Deep Bass Nine
Doepfer Dark Energy
Fender SeventyThree
Hohner Pianet T
Korg MS-10, MicroSampler
MFB 502
Moog Voyager
Roland Juno-106, Juno-6, JX-3P, MC-202,
TB-303, TR-606, 707, 808, 909
Xoxbox
Yamaha DX-200
Outboard:
Allen & Heath WZ 16:2 DX
Alesis Quadraverb
DBX 576
Electrix Filter Factory
Electro Harmonix Vocoder,
Memory Man, Holy Grail Reverb
MXR Pitch Transposer
Moog Three Band Parametric Equalizer
Roland RE-201
Monitoring:
Genelec 1038, 8040
Software:
Apple Logic Studio
Celemony Melodyne
Native Instruments Razor, Reaktor, Massive
Waves Diverse
Soundtoys Diverse
Sonalksis Studio One
Sonic Charge Synplant