Für ihre Soloarbeiten ist Antye Greie, ansonsten Teil des Electronica-Duos Laub und Stimme von Vladislav Delays Projekt Luomo, eine kompromisslose Konzeptkünstlerin. Auf der Basis digitaler Klang- und Bildverarbeitung oszillieren ihre Werke frei zwischen den Medien und Formen, was ihr eine Reputation in der Kunstwelt und einen „Ars Electronica Award“ eingebracht hat. Words Are Missing ist das bislang letzte Artefakt, das ihr langjähriges Ringen um einen eigenständigen musikalischen Ausdruck von Lyrik (die von ihr gerade nicht als „Lyrics“ verstanden wird) und Schrift dokumentiert. Neu ist der Fokus auf die bildnerische Qualität von Worten wie sie etwa in der Kalligrafie verstanden wird. Ein Weg, den der japanische Fluxuskünstler Yasunao Tone vor einigen Jahren skizziert, aber nie wirklich beschritten hat. Mit einer fast schon einschüchternden Intelligenz hat Greie kompositorische Prinzipien entwickelt, die mittels Laptop die Zwepopimensionalität der Grafik in die Zeitlichkeit der Musik umsetzen. Die scharf geschnitzelten Stimmfragmente, die Glitches, Ambient-Sounds und nervösen Beats erzeugen eine Ästhetik der Strenge und Abstraktion, die – Autechre und verwandten Warp-Musikern ähnlich – doch immer hörbar bleibt, nie nervt.