burger
burger
burger

Volume 1

- Advertisement -
- Advertisement -

Es ist ein Rennen, bei dem die öden Schreibtisch-Täter nur verlieren können. Wer früher auf Trendsuche erst nach langer Überlegungen und Whitelabel-Sortierung ein Ergebnis verkündete, kommt heute viel zu spät. Was ist noch hip, welchen Download sollte man nicht verpasst haben? Also lieber einen Dreck um Begriffe wie „Hooligan-House“ scheren, sein Label „Boys Noize Records“ nennen, erst Recht mit Ed Banger und Konsorten auftreten und ganz unverkrampft im Soundpool der vergangenen fünfzig Jahre Musikgeschichte wildern. So wie Labelgründer Alexander Rpopha unter dem Namen Einzeller, der mit „Schwarzfahrer“ jedem Zuhörer ein NDW-Deja-Vu liefert. Und sonst? Wenn in drei Jahren fast dreißig Platten angefallen sind, lässt zumindest die Auswahl auch genügend Abwechslung zu. Boys Noize selbst sind sich als perfekte Vertreter der Dolby-Surround-Generation für keinen Effekt zu schade, auch wenn Masse und Klasse noch eine Balance finden müssen. Innerhalb der Polonaise der Gute-Laune-Raver folgen zwei Franzosen, die sich als Gruppe Darmstadt nennen und genau zu denen Talenten gehören könnten, von denen man sich später die Diskografie an die Wand pinnt. Leute wie Strip Steve oder Housemeister kreuzen dagegen Minimalismus mit einer Art von musikalischer Promillegrenze, für die ich eher akademischen Nutzen sehe. Als fast goldener Handwerker erweist sich Florian Senfter alias Zombie Nation, der hier als John Starlight mit „Shadow Breaker“ ein poliertes Glanzstück im Postfach hinterlässt. Mein persönlicher Favorit und jeden Heller oder Flatrate dieser Welt wert ist Moritz Friedrich alias Siriusmo, dessen Tracks „Mein Neues Fahrrad“ (bitte sehr laut hören!), „Simple“ (gleicher Ratschlag) und „Last Dear“ (ich wiederhole mich) man als drei herrlich abstrakten Tanz-Stolperfallen ein Denkmal setzten darf, kann, nein muss. Oder wenigstens noch mehr Tracks auf seiner Myspace-Seite anhören sollte. Womit wir wieder im und am Computer wären. Wir öffnen alle unsere Systemeinstellungen und setzten den rechten vor den linken Fuß. Ihr wisst, was ich meine.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.