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Under The Influence

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Auf Tuning Sporks Family Affair Sublabel erscheinen Tracks, die mehr oder weniger en passant in Jay Haze’ Studio in Berlin-Mitte entstanden sind. Samim und Jay Haze haben unter dem Pseudonym Bear Back das erste Album in dieser Serie produziert. Die Vinyl- und die CD-Version von „Under The Influence“ sind vollkommen verschieden: Erstere knüpft an die Bear-Back-Maxis an, besteht aus Dance-Tracks, bei letzterer handelt es sich, wie Jay Haze auf die CD-R geschrieben hat, um „HipHop-Funk“ – sie nehmen den Sound von Jay Haze’ Kitty-Yo-Album auf.
Die House-Stücke sind ganz aus der Logik jener Party heraus gedacht, die in „Neighbor“ besungen wird, die um fünf Uhr morgens noch nicht richtig begonnen hat. Die Tracks sind ziemlich einfach und sehr entschieden angelegt, ihre groovende Basis ist unangreifbar. Zugleich passiert in fast jedem Moment irgendetwas: Im Dialog mit der kleinen, durchgefeierten Crowd, die man sich zu dieser Musik vorstellt, werden ständig kleine Modifikationen, minimale Updates in den Tracks vorgenommen. Die Party ist längst nicht mehr klar und strahlend, sondern verschwitzt und staubig, und durch dieses komplexe Terrain bahnen sich die Stücke Takt für Takt einen anderen Weg. Ständig gibt es Akzentverschiebungen, kurze Vocal-Passagen, im Hintergrund schleicht sich Jay Haze’ unheimliches Sounduniversum in die Stücke. Es sind Tracks ohne Anfang und Ende, sie haben keinen erdachten, konstruierten Aufbau. Ähnlich wie Nummern von Mathew Johnson wirken sie wie Ausschnitte, wie Momentaufnahmen aus ausgedehnten Jams, haben dabei einen speckigen, dreckigen Sound.
Angesichts der allgemeinen Trentmøller-isierung der Dance Music haben sie auch ein polemisches Potential, sie fordern eine essentielle Roughness ein.
So wie Jay Haze’ letztes Album, „Love For A Strange World“, ist die CD-Version von „Under The Influence“ durch seine durch zahllose Effektgeräte geschleifte Stimme bestimmt. Wenn der Vorgänger Jay Haze’ Befreiungsschlag in Richtung Song und Albumformat war, hat die CD-Version von „Under The Influence“ prägnantere Song-popeen und steigt überraschend tief in ein HipHop Universum ein: In den Lyrics überschnepopen sich Biographie und Phantasie. Manchmal erinnern sie an bestimmte Indie-HipHop-Platten, auf denen die Ego-Exzesse des Gangster-HipHop durch eine THC-induzierte Brille ironisiert werden. Dabei ist zwischen dem größten Drama und dem banalsten Alltag alles möglich: Mal geht es um Bedrohungs-Szenarios, mal beschwert sich ein Nachbar humoristisch über die zu laute Musik. Wer von den ausführlichen Erzählfäden gelangweilt ist, der kann die Aufmerksamkeit auf die Musik richten, denn auch die ist ziemlich erstaunlich: Die extrem schmalen Drum-Sounds erzeugen Upbeat-HipHop-Grooves mit einem sehr ungewöhnlichen Duktus. Anyway: zwei beachtliche Alben.

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