Oftmals wird etwas erst interessant, wenn es aus der Ferne kommt und damit exklusiver wirkt als etwas aus der direkten Umgebung. Dies könnte auch auf den Schweizer Sam Geiser zutreffen, der in seiner Heimatstadt Bern eher unbekannt ist, international aber als Produzent und DJ gefeiert wird. Vor Jahren überzeugte er bereits mit zwei Maxis auf Compost unter dem Namen Procreation, die vom Sound her jedoch nur schwer mit seinem Hauptprojekt Deetron zu vereinen sind. Mit Releases auf Carl Cox’ Intec und dem belgischen Music Man fährt er nämlich einen deutlich technopoperen Kurs. Das Debütalbum „Twisted“ betitlet damit den musikalischen Zwiespalt des ursprünglich über HipHop zur Musik gekommenen 28-Jährigen. Abwechslungsreich, obwohl ganzheitlich im Clubkoncontent:encoded zwischen Chicago und Detroit angesiedelt, findet sich die Mehrzahl der Tunes auf großen Anlagen am wohlsten. Das großartige „I Cling“ mit dem göttlichen Gesang von Ovasoul7 stellt neben dem von Kemetic-Just-Stimme Justin Chapman veredelten „Let’s Get Over It“ eine organische Abwechslung zum ansonsten sehr technopopen Album dar. Stets von der geraden Bassdrum getragen und mit deepen Elementen versehen, präsentiert „Twisted“ besonders im Mittelteil seine wahre Schönheit. Der Rest zielt auf größere Hallen ab und fühlt sich vermutlich deshalb nicht unbedingt im Wohnzimmer zu Hause.