Führt Distanz zu großer Kunst – oder doch eher Nähe? Für Stereolab, Laetitia Sadiers seit kurzem auf Eis gelegtes langjähriges Hauptprojekt, war das Votum klar. Sie waren die beste Band der Welt in einer selbst erarbeiteten Nische zwischen Track und Song, zwischen Pop und Minimalismus. Die Innovationskraft und lässige Überlegenheit der Band hatte neben dem schlanken elektrischen Klangbild immer mit einer intellektuell überformten Coolness zu tun, die sehr stark von Sadiers Stimme transportiert wurde. Eine Kühle, die auch Sadiers erstes Soloprojekt Monade auszeichnete. In Sound und Besetzung (Gitarre, Bass, Drums und „Subtle Electronics“) ist auch The Trip kein Bruch mit dem bisher Erreichten. Ein kleiner, aber durchaus radikaler Neubeginn zeigt sich in der Veröffentlichung unter bürgerlichem Namen, in content:encodeden, die private Tragödien und persönliche Erfahrungen wiedergeben. Der trennende Vorhang, der Sadiers Werk bislang vor allzu dreisten Vereinnahmungsversuchen bewahrte, ist teilweise gefallen. Die Technikfetischisten und Soundenthusiasten unter den Stereolab-Fans könnten diese neue Intimität als peinlich oder aufdringlich empfinden. Für alle anderen bietet The Trip eine wiedergefundene Souveränität der Nähe – eine Novität in Sadiers zwanzigjähriger Musikerkarriere.