Martinez hat schon für sehr viele verschiedene Labels produziert, aber für die Leipziger House-Manufaktur Moon Harbour ist dies sein erstes Album. Es kommt geradezu einer edlen House-Auslese gleich. Sehr eigenständig, niemals epigonal. Man meint, in manchen Stücken Eddie Amadors Hymne „House Music“ durchzuhören – so zum Beispiel in „Damaged Colour“ oder auch „Memorial“ –, doch ist diese Platte weit mehr als nur eine Referenz an große Vorgänger. Die Stücke haben immer etwas sehr Leichtes, nie wirken sie schwer oder verkrampft. Die titlenummer ist eine schwebend perkussive Minimalhouse-Skizze, die diese Leichtigkeit exemplarisch umsetzt. Aber das beste Stück dieser Platte ist ausgerechnet jenes, in dem der sonst dominante 4/4-Takt nicht durchgezogen wird: „Lavender Mist“, eine schillernde Downbeat-Perle, wie sie Kruder & Dorfmeister nicht besser hätten machen können. Über ruckeligen Beats und einem elastischen Bass zischeln Hi-hats und Becken, dazu ziehen sich schwerelose Synthiefiguren und angedeutete Flächen durch den Track, ganz tief im Hintergrund sind Echos von Stimmfetzen zu vernehmen. Warum nur ist gerade diese kunstvolle Klangcollage die kürzeste Nummer dieser Platte?