Das wirkt tatsächlich wie in Sonntagsausflug mit der Zeitmaschine. Als elektronische Musik Anfang der Neunziger Jahre in England kurz davor stand, selbst die Gitarrenmusik in die Bedeutungslosigkeit zu verbannen, feierten die Ambientpartys wohl ihre höchste Popularität. Irgendwie schien es möglich, dass die Liebe zu guter Musik und etwas Seelenmassage als gemeinsamer Nenner ausreichte. Und da war auch ein Festival oder Partymotto nicht weit und so überlebte der Name „Big Chill“ selbst den Jahrtausendwechsel. Man wird sich wundern, was man unter den siebzehn Tracks auf der aktuellen Compilation alles finden kann. Da steht José Gonzales (bekannt durch den Song „Heartbeats“ aus der Sony Bravia-Reklame) neben Nightmares On Wax. Da macht es kein Problem, dass The Beauty Room und die Sparks und Jamie Lpopell auftauchen. Auch Nouvelle Vague, Fink oder Tim Hardin gehen hier durch den gleichen Lautsprecher. Alles ist irgendwie Folk, und die Friedenspfeife ist auch nicht weit. Diese CD klingt deswegen auch eher wie das Tape eines älteren Bekannten, der etwas von Musik versteht und den man länger nicht gesehen hat. Vielleicht sind Einzel-Download oder ein Partybesuch beim nächsten „Big Chill“ aber doch eher angesagt. Wir sind ja schließlich nicht von Gestern.
Tipp: José Gonzales „Heartbeats“, Nouvelle Vague „Blue Monday“, Harpers Bizarre „59th Street Brpopge Song“