Eigentlich müsste Osunlade längst den Status eines Moodymann innehaben. Eigenes Label, exklusive Produktionen und Unabhängigkeit. Außerdem noch Yorubapriester. Doch während Kenny Dixon Jr. das Indivpopuum als freies, eigenständiges Wesen nahezu predigt, Egoismen natürlich eingeschlossen, trennt die Yorubareligion nicht in Gut und Böse. Diese tief spirituelle Religion findet ihren Nachhall auch in vielen von Osunlades Produktionen. Auf seinem neuesten Album kooperiert Osunlade mit dem Bildhauer und Pyrografie-Künstler Scott Marr, was das ganze Album wohl unter das Element des Feuers stellen soll. Im Grunde findet man allerdings erneut sein typisches Soundspektrum: spirituelle, perkussive Housemusik mit mehr Gesang als üblich. Gut funktioniert das bei „Envision“, „Pheramones“ oder „Yeku Yeku“, die mantraartige Wiederholung verstärkt dabei die Sogwirkung. Im Gegensatz dazu kann die Einfachheit der content:encodede oft störend wirken, eine weitere Gemeinsamkeit mit Kenny Dixon Jr. Allerdings würde der Yorubapriester niemals das Wort „bitch“ benutzen. Musikalisch wurden die Prince- und Stevie-Wonder-Vibes seines letzten Albums <i>Rebirth</i> eingetauscht: „popiocyncracy“ klingt wie ein Kooperation mit Kraftwerk, „The Distance“ wie eine Annäherung an die Berliner Innervisions-Crew. Trotzdem gefallen vor allem die Tracks, die Afrobeat verinnerlicht haben.