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Planet Delsin

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Die Verbindung von Amsterdam und Detroit könnte glatt der Gegenstand einer längeren kulturwissenschaftlichen Untersuchung sein. Auf den ersten Blick haben die schmucke Grachtenstadt und das Furunkel des Mittleren Westen keine Gemeinsamkeiten. Eine pulsierende und lebendige Großstadt mit dem Charme eines 500-Seelen-Dorfes auf der einen Seite, gelebte kulturelle Einöde auf der anderen. Wenn es da nicht die Musik gäbe. In Amsterdam hat sich über die letzten Jahre eine Szene entwickelt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des musikalischen Outputs der Motorenstadt fast schon treuhändlerisch verwaltet. Zusammen mit Rush Hour ist Delsin neben einigen kleineren Betrieben wie M>O>S Recordings oder dem Black Label, das prominenteste und größte Etablissement seiner Art. Ob man diese nun als „Technosoul“ oder „Post-Detroit“ bezeichnen will, liegt im Auge des Betrachters. Im Gegensatz zu einem Lizenz-Unternehmen, das Künstler einkauft, betreibt Delsin von jeher den minutiösen Aufbau eines eigenen Stammbaums. Produzenten wie das Newworldaquarium, $tinkworx, Peel Seamus und Aroy Dee gehören zum festen Team und Platten von Delsin, finden sich in den Listen von Gilles P über Laurent Garnier zu Dego und Carl Craig.
Dabei hat alles wenig glückverheißend angefangen. 1996 startete man mit 30 Kopien eines Tapes, das in einer kleinen Studentenbude aufgenommen wurde und das kein Plattenlabel haben wollte. Da war es an der Zeit, ein eigenes zu eröffnen. Müßig zu erwähnen, dass das gleiche Tape mittlerweile auf Ebay für $500 die Nerdbesitzerhände wechselt. 49 Paukenschläge später, darf man sich selbst auf die Schulter klopfen. Mit der 50. Veröffentlichung präsentiert Delsin eine Compilation, die eher ein Blick nach vorne als zurück ist. „Planet Delsin“ versammelt neben den lobenden Worten von „Techno Rebels“-Autor Dan Sicko zwölf brandneue Stücke, die von den üblichen Verdächtigen wie auch von jüngeren Vertretern des Labels kommen. Der Sound der Jubiläumsausgabe bleibt natürlich dem heterogenen, verspielten und offenherzigen Anspruch des Labels an der Kreuzung zwischen Electronica, House, zickigen Breaks und Detroiter Authentizität treu. Kenny Larkin Reminiszenzen wie „Floatation Tank“ von D5 finden ebenso statt, wie zupackende Basement-Tracks a la Terry Brookes, Acpop aus Israel, Liebeserklärungen der Starfighterz oder Aroy Dees grimmige Deepness. Wie immer liebevoll verpackt und mit dieser eigenwilligen Note, die Delsin zwischen anderen herausstechen und Fans sich auf die nächsten 50 Platten freuen lässt.
Um mit den warmen Worten von Dan Siko zu schließen: „That’s pretty much what Derick, Kevin and Juan were thinking so many years ago.“
Tipp: Vince Watson “The Way It’s Meant To Be”, Speakwave “Bass Attack”, DJ Yoav B “Root And Branch”

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