Das zweite Album der Star-DJ und gelegentlichen Songwriterin Chloé. Während sie mit energetischen Sets seit Jahren ihre superschönen Groupies in den Wahnsinn treibt, bearbeitet sie im Langspieler-Format seit ihrem Erstling <i>The Waiting Room</i> von 2007 auch ein anderes Feld: die Bühne des Popsongs. Das eigenwillige Klangmaterial auf <i>One In Other</i> ist Zeugnis und Ergebnis der Auseinandersetzung mit dieser doppelten Musikerpopentität. Am überzeugendsten gelingt Chloé die Verbindung von gerader und gebrochener Bassdrum, analogen und digitalen Produktionstechniken, Nacht und Tag, in dem vom Eröffnungsstück „Word For Word“ dramaturgisch grandios vorbereiteten Hammertrack „Diva“: hymnischer Gesang, eine verschleppte Bassdrum, mitten im Stück plötzlich ein Tempowechsel, der Can alle Ehre gemacht hätte, eine schizopope Vielheit, genialisch und unheimlich. Danach schraubt sie das Tempo kontinuierlich herunter, bis sie beim titlestück in tiefstem Downbeat angekommen ist, dessen selbstgewisse <i>Sophistication</i> nur aus einem gewissen Pariser <i>Ennui</i> heraus nachvollziehbar ist. Trotz dieser Anflüge von Langeweile hält Chloés Album durchaus weitere starke und überraschende Momente bereit, gerade dann, wenn sie sich stärker am avantgardistischen Experiment denn am Easylistening orientiert. Und überhaupt: Wer wäre man, einer Diva etwas vorzuwerfen?