Was machen die denn da? International Pony sind seit „We Love Music“ nicht einen Schritt weitergegangen; sie klingen eher, als hätten sie sich nach der Veröffentlichung vor vier Jahren die Sufi-Roben angezogen und bis heute sich und ihren Sound an einer Stelle im Kreis gedreht. Die ganze Zeit. Musik strömt aus dem Körper und dem Gehirn. Und deshalb hat die imaginierte Selbstrotation der DJs Cosmic und Koze plus Erobique den Effekt eines Teilchenbeschleunigers. Diese Musik hört man zwar noch. Bloß woraus sie gemacht ist, das offenbart sie fast gar nicht mehr. Hin und wieder verlangsamt sich das Menschenkarussell, dann ist für einen Moment noch mal kurz zu erkennen: Es gab mal Soul. Davon hat sich Hauptstimme Cosmic DJ vor vielen, vielen Jahren einmal die Art zu singen abgehört. Spaceship Funk besetzte, Dekaden ist es her, die Plattenteller. Von dieser utopischen Freakmusik leihen sich International Pony manchmal ein paar Moog-Lines und schnupfen sie durch ihre längst zu Wurmlöchern verkommenen Nasen hoch. Auch mit Basslinien, Vocoder-Stimmen und auf „Gott spricht zu Moses“-machenden Spoken-Word-Einlagen offenbaren die Hamburger funkadelische Lepopenschaften. Schließlich, auf der „Lost Version“ von „Solpop Gold“ wie auch auf dem abschließenden „Velvet“, öffnen International Pony den Wassertank, füllen ihn mit Ätherbrause und floaten drin. Ein unglaubliches Gefühl für das ganze sensorische System, ihnen nur dabei zuzuhören. Krautrock plus Zukunft klingt dafür schon viel zu sehr nach Sprachgebrauch und Journalismus. Das Spiel von International Pony geht anders. So ist es fast die meiste Zeit hier: Aus kleinsten Teilchen bekannter Musikgeschichten machen sie unmittelbar sich vermittelnde, ergreifende Musik. Das bereits bekannte, weil schon 2005 auf den Plattentellern, CD-Schüben und Festplatten gelandete „Our House“ weist schon in die Richtung, zumindest treffender als alles, was um „We Love Music“ herum so erschien. Es ist alles ein bisschen abstrakter geworden, und der Subcontent:encoded lautet jetzt Weirdness statt Wohlsein.
Auf „Gonzos Grill Party“ endet eine jazzig jammende Vibrafon-Figur in einem übersteuerten Laserschwert-Synthie, der dann aber seinerseits wiederum einen schweren Absturz erlebt. Das tanzbare Zeug wird generell immer wieder in seiner Funktionalität gestört: zu lange Beatpausen, Nebensounds erlangen zu neuem Selbstbewusstsein und damit unangemessenr Lautstärke etc. Das müssen die Remixer wieder richten. Mense Reents darf als erster ran und putzt die Single „Gothic Girl“ für die Kifferkaschemme im Dub- und für den Floor im deepen Clubmix. Der Track erzählt in vertrauter Pony-Herzlichkeit noch einmal den Witz mit Black Music vs. Black Music. Nur vertont hat das halt noch niemand. Dafür sind IP da. Komm du Pimpf, mit dir sind wir fümpf.
Mit dir sind wir vier
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