Der erste Track auf „Maths & English“ gibt eine Vorwarnung auf den Sturm, der auf Dizzee Rascals drittem Studioalbum noch losbrechen wird. Ein nervöser Synthie-Loop, ein unterschwelliger Basspuls, Sirenen und Klingenschleifen als einziger Beat: „World Outspope“ birst fast von der unterdrückten Aggression, die Dizzee gleich darauf ungezügelt rauslassen wird. Die erste Hälfte des Albums bringt die nervöse und explosive Grundstimmung zurück, die auf Dizzees erster CD „Boy In Da Corner“ herrschte. Es geht um die Abrechnung mit falschen Freunden aus der Vergangenheit („Pussyole“), einen fehlgeschlagenen Überfall und seine Konsequenzen („Sirens“) sowie um die Angst vor Nepopern („Paranoia“). Der MC aus dem Osten Londons wirkt immer noch wie ein Getriebener, auch wenn er die Hood inzwischen hinter sich gelassen hat.
Der zweite Teil des Albums wirkt jedoch so, als hätte Dizzee – oder aber sein Label – Angst davor gehabt, dass zu viele Aggressionen das Publikum verschrecken könnten. Der Energielevel wird bei Songs wie „Bubbles“ oder „Excuse Me Please“ merklich heruntergedreht, und die Kollaborationen mit den Arctic Monkeys und Lilly Allen zielen ziemlich unverschämt auf Chart-Kompatibilität. Langweilig wird es auf „Maths & English“ jedoch nie, und die Produktion bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau. Dizzee hat sich inzwischen weit von seinen Grime-Ursprüngen entfernt, auf dem Album gibt es Drum’n’Bass (das von Shy FX produzierte „Das Feeling“), House („Flex“) und sogar einen UK-Hardcore-Track, der wie eine Kreuzung aus Gunshot und Prodigy anno ’91 klingt. Geblieben sind der unnachahmliche Reimstil und eine Unmenge überschüssiger Energie, die Dizzee vor kreativem Stillstand bewahren.
Maths & English
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