Den Jüngeren werden Tracks wie „Barbarella“, „No Fate“ oder „L’Esperanza“ wahrscheinlich nicht mehr viel sagen, damals, vor rund 15 Jahren waren sie jedoch dermaßen omnipräsent, dass mir kein aktuelles Äquivalent einfällt, das auch nur annähernd in dieser Liga spielt. Sie machten Frankfurt, das Omen, Harthouse und Eye Q nicht nur überregional sondern auch international bekannt und verkörpern bis heute einen der Grundpfeiler des deutschen Feierwesens. Ob, wie von mir heute, als Soundtrack der frühen Teenagerjahre glorifiziert, oder ob von anderen als das in Musik gefasste Grauen naiver Partykultur verachtet – ihren Stellenwert als Bezugspunkt kann man schwerlich leugnen. Worauf ich hinaus will? Ein Name stand damals hinter fast jedem Hit: Ralf Hildenbeutel. Mit einem derartigen Ruf im Gepäck folgten erfolgreiche Jahre der Auftragsarbeiten aus dem Popumfeld und der Filmbranche, und jetzt erscheint, wo auch diese Zeiten zumindest vorübergehend vorbei sind, mit Lucy’s Dream ein Soloalbum, das Hildenbeutels frühen Werken kaum stärker entgegenstehen könnte. Die Euphorie ist der Melancholie gewichen und die Tanzmusik der Neoklassik. Die Klavierimprovisationen und live eingespielten Streicherarrangements wirken dabei zugänglich und überschaubar, man könnte fast sagen: schwarz-weiß. Sie klingen vielleicht aber auch gerade deswegen umso monumentaler und machen Lucy’s Dream zu einem sehr ruhigen, erhabenen Album, das nicht wenig an Max Richter erinnert.