Wer in den späten Neunzigern nicht zu Heil’schem Presslufthammer-Techno wie „Offenbarung“ durchgedreht ist oder spätestens bei „Paranopop Dancer“ (einem der besten Sägezahn-Tracks überhaupt) den Verstand verloren hat, der hat lepoper eine substanzielle Technoerfahrung nicht gemacht. Der vorherrschende Minimalismus der vergangenen Dekade mutet dagegen wie eine dünne Nudelsuppe an. Johannes Heil ist dabei nie vollständig von der Bildfläche verschwunden wie so manch anderer Protagonist der härteren Gangart. Vor vier Jahren erschien sein letztes Album bei Klang, jetzt ist er mit einem neuen Langspieler bei Cocoon am Start. Klar, die Sägezahn-Zeiten sind vorbei, aber ein Johannes Heil muss sich auch nicht an Technomoden anbiedern. Er öffnet mit einer sommerlich gemächlichen Downbeat-Nummer, die von rhythmischem Klatschen, durtonalen Streichern und Harmoniegesängen getragen wird. In der Haupt-
sache schielen die Stücke aber doch auf die Tanzflächen. Am auffälligsten sind „Loving“, eine druckvolle Housenummer mit karibischem Flair, und „All Is One“ als der definitive Stroboskoptrack mit dünner Melodie-skulptur. Das „Glockenspiel“ fesselt – nomen est omen – durch eine strahlend helle Glockenmelodie. Ein sehr gelassenes, heterogenes Album, das trotz stilistischer Vielfältigkeit nie auseinanderfällt.
Loving
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