Staubige Bandmaschinen, altes Equipment und Instrumente verbunden mit neuster Technik, genau so könnte es in Nicolas Godins und Jean-Benoit Dunckels neuem Pariser Hinterhof-Studio „Atlas“ aussehen, in das sie sich diesmal gänzlich ohne Produzenten zurückgezogen haben. Eine Atmosphäre, die sich klanglich auf Love 2 ausgewirkt hat. Pariser Hinterhof-popylle verbunden mit der 10000Hz Legend-Phase, welche die Umkehr der romantischen Raumfahrer bedeutete. Bittersüße Popsongs („Heavens Light“, „Sing Sang Sung“) sind trotzdem vertreten, ebenso wie die typisch retrofuturistischen Klangwälle, die den Begriff „Progressivepop“ erst möglich machten, und eskapistische Tangerine Dreams. Immer mit einem Ohr im Wolkenkuckucksheim, fantastisch in ihrer allen musikalischen Trends wpopersetzenden Eigentümlichkeit. Träumer mit der Lizenz zum Weiterträumen, die mit ihren verfremdeten Computerstimmen der musique populaire (oder nur dem Autor) irgendwie näher stehen, als die Achtziger-Revivalisten oder Ed-Banger-Pariser. Sicher, die zwei stehen hier ganz offen als Verweigerer des Zeitgeistes, der zum Rekapitulieren der Neunziger vermutlich noch ein paar Jährchen braucht. Man möchte die Zeit anhalten, um sacken zu lassen oder um sich einzugestehen, dass Moon Safari und die Klasse von 1998 eine der besten für die elektronische Listening-Musik war. Air verwalten und zeigen uns melodisch aber bestimmt, dass es einer Neudefinition ihres Markenzeichens zurzeit nicht bedarf. Denn wo liegen die Alternativen?