Beinahe so lange, wie man von „Techno“ spricht, ist der Name Dan Curtin im Gespräch. Im Geschäft ist er seit 1992. Angefangen hat er einst in seiner Heimatstadt Cleveland, Ohio. An „3rd From The Sun“, seiner allerersten, auf dem Kultlabel 33rpm erschienenen Platte, wird er noch heute gemessen. „3rd From The Sun“ war nah dran am Detroiter Technosound, und doch bewegte sich Curtin in anderen Bahnen, was wohl auch der musikalischen Randlage Clevelands fernab der Szenen von New York, Chicago und Detroit geschuldet war. Zu seinen Markenzeichen gehörten Beats, die gern mal den einen oder anderen Haken schlagen, und nicht zuletzt jazzige Untertöne – sogar in harten Technonummern. Mit seinem neunten Album, <i>Lifeblood</i>, gibt er nun vor, uns nicht weniger als sein Lebenselixier zu offenbaren. Platz für Detroit-Techno-Romantik, für Haken und Untertöne ist hier allerdings fast gar keiner. Das Album veröffentlicht er auf Mobilee, und da lebt man knallhart in der Gegenwart. Man mag es Dan Curtin auch nicht so recht verübeln, dass er mehr als die weltweit siebzig Dutzend Detroit-Techno-Träumer ansprechen will, die er mit seinem letzten, auf Headspace erschienenen Album <i>We’re The Ones We’ve Been Waiting For</i> erreicht hat. Im Studio lehnt er jegliche Equipment-Dogmen ab. Neue Software-Instrumente, internetbasierte Produktionstechniken und museumsreife Synthesizer leben dort in friedlicher Koexistenz. Bei Mobilee schwärmt man von der Vielseitigkeit von <i>Lifeblood</i>. Doch Vielseitigkeit ist ein relativer Wert, immer abhängig davon, wie weit der eigene Horizont reicht. Festhalten können wir aber, dass Dan Curtin routiniert zwischen verschiedenen House- und Techno-Schattierungen changiert, zwischen der alten Schule und dem aktuellen Stand der Dinge, der in erster Linie perkussiv geprägt ist. Daneben war noch Platz für zwei Tracks, die Curtins alter HipHop-Lepopenschaft Tribut zollen, sich aber so gar nicht um neue Entwicklungen zwischen Neo-Boombap, Flying Lotus und Post-Dilla-Instrumental-Miniaturen scheren. <i>Lifeblood</i> ist beileibe kein schlechtes Album, die neue Single „Mr. Bean Do An E“ ist zum Beispiel ein rundum gelungener Club-Banger. Doch die Musik bleibt stets extrem diesseitig, gemessen an „3rd From The Sun“.