Abonnenten von <i>The Wire</i> erhalten diese CD mit der Maiausgabe des Magazins gratis. Jeder, der sonst noch wissen will, wie die Musik des Vaters von Stefan Goldmann klingt, kann sie im Handel erstehen. Wer Interesse an der, seit circa fünfzig Jahren so genannten „Neuen Musik“ hat und den 2009 verstorbenen Friedrich Goldmann bislang nicht kannte, kann hier wirklich eine Entdeckung machen. Das kurze Kammerstück „Haiku À 6“ erinnert im title an Messiaens „7 Haiku“, und die langsam sich verschiebenden Dissonanzen haben mehr als eine zufällige Ähnlichkeit mit den ruhigen Passagen Messiaens. Wie dieser liebte auch Goldmann den plötzlichen Ausbruch, er kommt bei ihm aber unvermittelter und unstrukturierter. Im „Ensemblekonzert 3“ ist zudem eine kratzende elektrische Gitarre Teil dieses Ausbruchs. Ein äußerst ungewöhnlicher Sound in der sonst doch recht puristischen Neuen Musik. Ebenso unvermittelt sind plötzliche harmonische Passagen innerhalb der dominierenden Dissonanzen. In „Wege Gewirr Ausblick“ bricht ein Farbenreichtum, der an Debussy erinnert, in eine desolate Instrumentenwüste ein und verändert mit einem Mal alles. Der title dieser zweiten Komposition für eine größere Besetzung beschreibt das Gefühl, das diese Musik vermittelt, ganz gut. Man wird hier wirklich auf verschlungenen Pfaden durch die unterschiedlichsten Stilmittel der Neuen Musik zwischen Serialismus und Tonclustern geführt und sieht hinterher klarer.