Marco Niemerski alias Tensnake ist dieser Tage in aller Munde, nicht zuletzt auch durch seinen Konsenshit „Coma Cat“ und seinen famosen Respopent-Advisor-Podcast, der auf überraschend stringente Weise einfach alles, was unter der Discokugel glitzert, in einen Topf geworfen hat, egal ob das nun Boogie, Electro, Disco oder Househymnen der alten Schule waren. Mit Schubladen kam man da nicht weit, und genauso geht es einem bei den zwei CDs von In The House auch. Auch wenn das Presseinfo gerne das Neunziger-Revival herbeizitieren will, geht Tensnake hier doch wesentlich weiter, als nur dieses Jahrzehnt zu rekapitulieren. Klar, eine Vorliebe für dickbrüstige Houseklassiker vom Schlage DJ Sneak ist durchaus spürbar (Sneak selber auch vertreten), aber die Zitate gehen durchaus auch sehr weit in die Achtziger (Carol Williams, Shirley Lites) oder in die Neuzeit (Michael Mayer, Zev, Lindstrøm & Prins Thomas). Und Niemerski gelingt das Kunststück, diese ungewöhnliche Bandbreite in einen mehr als schlüssigen Mix zu gießen, der einen zeitlosen Groove hat und sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er sich künstlich auferlegtem Scheuklappen-Denken komplett verweigert. Und in besonders großartigen Momenten verschmelzen die Tracks dabei sogar zu etwas ganze Neuem und Großartigem, wie zum Beispiel bei der fantastischen Symbiose aus Mount Kimbies „Carbonated“ und der Accapellaversion von Osunlade featuring Divine Essences „My Reflection“. Minimal war gestern. Heute ist Tensnake.