Es gibt den Karneval der betrunkenen alten Männer, der immer gleich kostümierten Frauen, der Luftschlangen und des Erbrochenen im Cowboyhut. Und es gibt den Karneval, an dem in wenigen Tagen alles möglich sein kann. Und vielleicht auch ein wenig mehr. Aber wie geht ein Publikum damit um, das praktisch seit 1988 durchfeiert? Man mag richtig liegen, wenn man bei Motto-Compilations etwas vorsichtig ist. Und auch auf dieser CD gibt es Tracks, die genauso gut auf Schönes Wetter Vol. 9 hätten erscheinen können. So sucht man also nach der inhaltlichen und akustischen Klammer, aber so bald sie wie im Fall von Butch und seinem „Helau“ auftaucht, ist man auf Grund ihrer Offensichtlichkeit so erstaunt wie der Clown auf dem Cover. Klar kann man eine Art Radetzky-Marsch mit einem minimalen Housebeat kreuzen. Auch Sambatrommeln und das Kichern eines Clowns, liegt auf der Hand. Bei den elf Tracks dieser Compilation wäre es aber eindeutig besser, wenn man dass Motto nicht kennen würde und einfach nur tanzen würde. Was also bedeutet der Karneval von Rio bis Köln für elektronische Musik? Anything goes? Stephan Hinz bringt es mit seinem leicht verstrahlten und am Irrwitz kratzenden Track „Diescinerum“ vielleicht am besten auf den Punkt. Oder auch Florian Meindl mit „Venice“, das sich schleichend und doch unaufhaltsam ins Ohr eingräbt. Denn Karneval kann pure Euphorie sein – mit oder ohne Cowboyhut.
Great Carnival Stuff
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