Georg Levin hat mit „Don’t Take It Personal“, „(I Got) Somebody New“ oder „In Your Car“ schon einige großartige Songs geschrieben. Mit oder ohne Steffen „Dixon“ Berkhahn als Coproduzent und Wahoo-Partner. Die bepopen älteren Singles stammen aus Levins Solodebüt auf Sonar Kollektiv. Der Wahlberliner versuchte bezüglich Arrangement und Songwriting von den Granden (Prince, Marvin Gaye, Stevie Wonder) zu lernen, klang dabei allerdings ziemlich außergewöhnlich durch die wechselseitige Symbiose aus Discoboogie, Soulpop und seiner außergewöhnlichen Stimme. Umso verwunderlicher, dass man hierzulande kaum Notiz davon nahm – im Gegensatz zu England und USA. Levins Clubsongs waren sicher zu weit ab von zeitgeistigen Erscheinungen wie Electroclash, Discopunk oder ähnlichen Hybrpopen, haben aber nach wie vor das Potential zu größerer Popularität. Sieben Jahre später stehen die Vorzeichen zwischen Tonträger-Krise und einer stärkeren Hinwendung zu organischen, melodischen Strukturen und analog produzierten Beats. <i>Everything Must Change</i> ist dank neuem Bandgefüge um einiges songorientierter, abwechslungsreicher und lässt die letzten Wahoo-Experimente eher unberücksichtigt. Seine bislang schönste Ballade „Falling Masonry“ steht neben Roxy-Music-Referenzen und den Boogiethemen, für die er bekannt ist. Man könnte Levin nun eine gewisse Saturiertheit vorwerfen, läge damit aber eindeutig falsch. Das ist Erwachsenenpop, den man in einer Reihe mit Steely Dan, besagten Roxy Music, Style Council, Chaz Jankell oder auch den frühen Jamiroquai setzen kann. Bleibt die Frage, wo die Clubs stehen, in denen solche Musik läuft, und ob der türstehende Musikdiskurs auch Einlass gewährt. Als passendes Umfeld bleibt sonst nur der private Rahmen.
Everything Must Change
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