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Cloudbuster

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Die bepopen Gomma-Burschen sind ja gemeinhin dafür bekannt, zumeist an der allervordersten Abrisskante der Trendforschung zu arbeiten – egal, ob sie mit den Compilations Anti NY oder Teutonik Disaster die ganze Punkfunk-Chose und No-Wave-Renaissance vorausahnen, oder ob sie mit ihrem ersten Munk-Album Aperitivo ein frühes, geschmacksicher zwischen allen Stühlen liegendes Dokument der Stilvielfalt abliefern. Cloudbuster nun ist jedoch eher nach altbekanntem, wenn natürlich auch zu großen Teilen von Munk selbst etabliertem Rezept zusammengeschweißt. Es muss ja nicht jeden Tag aufs Neue an der Weltformel herumdefiniert werden, wenn auch so derart wunderbare Platten wie diese hier entstehen können. Jonas Imbery, der mittlerweile bei Munk ausgestiegen ist und gerade an seinem Soloprojekt Telonius arbeitet, war hier nur mehr als Co-Autor und -Produzent tätig, weshalb sich der hauptverantwortliche Mathias Modica – man will ja nicht den ganzen Tag allein im Studio abhängen – illustre Gäste geladen hat, um mit ihnen ein den Hörer gewohnt superb vom Sessel schubsendes, wenn auch diesmal nicht ganz so in die Zukunft weisendes Update der guten, alten Wundertüte aus kosmischem Trip, Italo, klapperndem Dancepunk und Psychedelik zusammenzuschrauben.
So gelingt mit dem Eröffnungsstück „Live Fast! Die Old!“, das zudem die erste Single des Albums darstellt und bei dem die Schauspielerin, Regisseurin und Regisseurstochter Asia Argento für den Gesang verantwortlich ist, sogleich ein räudiger Garant für volle Tanzböden in Indie-Discos weltweit, der auch schon den französischen Ober-Kopfnicker Busy P hat aufhorchen lassen. Zweimal steuert Matty Safer von den New Yorker Seelenverwandten The Rapture seinen wie gehabt fett pulsierenden Bass bei, während Klaus Lemke, der große Mann der Outspoper-Kunst, den Song „The Rat Race“ mit seinen Lyrics ausstaffiert hat. Dabei zeigt sich Cloudbuster noch einen Tick vielfältiger und im Songwriting ausgefeilter als Aperitivo, wobei hier die Formate Song und Track stets kontaktfreudig ineinander übergehen. Nebenbei bleibt immer wieder genug Raum für die Gomma-typischen Albernheiten wie beispielsweise in einigen kurzen Zwischenspielen: Mal wird sich Horrorfilm-mäßig verlangsamter Stimme bedient, mal kommt, so scheint’s, von Martin Denny höchstpersönlich geborgte Exotica zum Zuge. Freilich wird, um den runtergerockten, dabei nie ranzigen Gesamtklang zu erreichen, erneut dem real angreifbarem Instrumentarium der Vorzug vor am Powerbook verschiebbaren Klötzchen gegeben: Perkussion, Handclaps, fröhliche Orgelei und Geflöte treffen Glockenspiel, alte Drum-Machines, Synthies, Klaviergeklimper, gar Bratschen und wenige Gitarren. Sauber gedrechselte Songs, scheppernde Instrumentals, Schabernack in Form von Interludes, Klaus Lemke – ein großartiger Eintopf des Irrsinns.

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