Nach Langenschepopts Handwörterbuch Englisch/Deutsch heißt „to rave“ im Deutschen so viel wie toben, wüten, durchdrehen. A Raver’s Diary ist demnach das Tagebuch eines Tobenden, eines Wüterichs oder eines Durchgedrehten. Wenn das mal nicht nach Marushas „Raveland“ oder Jürgen Laarmanns „Raving Society“ klingt. Aber, nein, dieses Album ist keine Wiederveröffentlichung einer 94er-Platte aus dem Low-Spirit-Umfeld, diese Musik ist Techno im Jahre 2009 des gregorianischen Kalenders. Als seien die stroboskopdurchzuckten Neunziger nie vorbei gewesen, als stünde Dr. Motte immer noch unten im alten Tresor und lege den „Klang Der Familie“ auf. Das ist Techno, der von allem feingeistigen Ballast befreit ist, der sich nichts aus Berlin und Detroit, Minimal oder Maximal, In oder Out macht, sondern einfach nur das ist, was Techno in den frühen Neunzigern sein wollte: euphorische Abfahrt, buntes Durchdrehen, selbstvergessene Ekstase. Mit naiven Tracktitlen wie „Here Comes The Techno“ zelebriert diese Musik sich selbst, mit peitschenden Hihats, wilden Filtermodulationen und quietschenden Tremoloeffekten, mit Handclaps zum Mitmachen und dudelnden Melodien, ja sogar auch mit Gitarren und einem leichten Trancetouch bietet dieser Techno infernalische Arrangements, wie man sie in den Minimal-übersättigten nuller Jahren noch nicht gehört hat. „Aber, aber …“, schreit da die Geschmackspolizei. Aber es gibt kein Aber. Dusty Kpop gibt Techno seine Unschuld zurück.