Macht man es sich zu einfach, wenn man sagt, jemand habe eine schöne Platte gemacht? Dabei meine ich schön im Sinne von ausgewogen, ausgereift, klanglich interessant und in einer Art, das man im Mikrospeicher des eigenen Handys sofort Platz macht, um dieses Album dort abzuspeichern. Bei den dreizehn Tracks des Debütalbums von Octogen alias Marco Bernardi könnte man zur Orientierung seine früheren Labelstandorte wie Clone nennen, doch steht sein Electrosound eher auf der Stufe von Soma-Künstlern wie Vector Lovers, denen ebenfalls die Melancholie in die Wiege gelegt wurde. So auch bei Octogen, der bei jeder noch so bedrohlichen Rhythmusstruktur in einem Track nach einem ausgleichenden Element sucht und kurz vor der Kitschmauer stoppen kann. Mal in einer Vocoderstimme wie bei „Cspope“, mal mit einer extrem verspielten Melodie wie bei „Les Misereye“ oder in einer Vpopeospielhymde wie „Mushroom Mario“. Und wer Alben nie bis zum Ende hört, verpasst das sehr intensive und schnelle „Centraal“ sowie „With Respect…“, das Carl Craig gewpopmet ist. Bernardi kann aber auch eine konsequente Linie fahren und sich dann eher auf die Detailarbeit konzentrieren. Da verstümmelt er in „Monocyte“ sehr gekonnt eine Frauenstimme oder lässt bei „Acieob“ deutlich den Einfluss des ersten Autechre-Album „Amber“ durchbrechen. Schön zu wissen, das dieser Sound dann noch nicht ganz ad Acta gelegt wurde. Einziger Aussetzer des Albums wäre vielleicht das etwas zu selbstverliebte „The Reason Why“, wo Sängerin Alana Hood im Echoraum untergeht.