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1923

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Wäre der Musikzirkus die „Reise nach Jerusalem“, würde Robi Insinna zwischen mehreren Stühlen sitzen. Vielleicht immer eine Spur zu eigensinnig, um so visionär wie Trevor Jackson, Metro Area oder Lindstrøm zu sein, oder gerade jetzt die Sahne der Discoedits und Neocosmic-Tunes abzuschöpfen. Sein Künstlerlabel Relish bleibt somit Gemeintipp und prekärer Beweis für die Tonträger-Krise gleichermaßen: Selbst der Aufenthalt in der Mitte des Zeitgeists bezahlt nicht unbedingt deine Miete. Auf <i>1923</i> finden sich wiederholt gute Ansätze, die Frühachtziger-Funk und Discowave in entsprechende Bahnen lenken, Headman nähert sich Manhead. Zitiert wird da zwischen Heaven 17, Human League, Factory oder ESG, ähnlich der Münchener Posse um Mathias Modica und Gomma. Trotzdem bleibt vieles im Vagen oder zu eindeutig: „Random Disco“ wird schon im ersten Track verklausuliert. Yellos Dieter Meier skandiert „Gimme!“ und klingt wie Billy popol, der Yazoos „Don’t Go“ aufsaugt. „Blue Boy“ zitiert „Lullaby“ von The Cure. Auf „Private Show“ setzen sich Dekonstruktion und Zitat fort, Insinna ist der „Disco-Vampire“. Trotz dieser schwülhitzigen Atmosphäre zwischen Erfüllungsfantasien und Appell wird niemals das getriggert, was D-I-S-C-O primär beinhaltete: Freak-Out-Partys im Verbund mit rauschhafter Massenhypnose beziehungsweise -hysterie. In den Achtzigern führte dies zwischenzeitlich zur allgemeinen Klausur, Hybrpopisierung und dem „Dancing with myself“-Aktionismus. Was folgte, war Chicago-House. Insinna hat bis hin zum Artwork erneut perfekt dieses Zeitkolorit eingefangen – allerdings ohne die große Hitdichte der Epoche. Euphorie sucht man vergeblich, Experimente gelingen teilweise, die Funkbässe sind trocken, das Wave-Element ist in seiner Schemenhaftigkeit trotzdem verifizierbar und voller Zitate. Er scheint mit seinem Anliegen, seine eigenen musikalischen Visionen in die Tat umzusetzen, ein gutes Stück vorangekommen zu sein. Etwas weniger Verbissenheit hätte ihm allerdings gutgetan.

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