Im Vorfeld von One One, der ersten Folge einer Trilogie namens One, hat Matthew Herbert schon ganz gut verstanden, wie man die Klaviatur der Öffentlichkeit spielt. Im vergangen Jahr bereits lud er ein ins Offenbacher Robert Johnson zur öffentlichen Aufnahmesession des zweiten Teils, der den One Club tragen wird. Ganz im Sinne seiner alten Leidenschaft zur Musique Concrète und Aktionskunst nahm er damals die Gespräche und Geräusche von sechshundert Leuten auf, die eigens zu diesem Ereignis gekommen waren. Die letzten Monate indes waren vor allen Dingen geprägt von einer Kontroverse zwischen ihm und der Tierrechtsorganisation PETA. Auslöser war die Ankündigung des dritten Teils, One Pig, der das Leben eines Schweines in Musik fassen soll – mittels Feldaufnahmen von der Ferkelwiege über die Aufzucht bis zum Töten und Verzehr des Tiers. PETA warf Herbert vor, auf dem Rücken der armen Kreatur seine Geltungssucht als Künstler auszuleben – jedes Schwein verdiene mehr Respekt als Matthew Herbert.
In diesem Spektakel wäre fast untergegangen, dass mit One One der erste Teil der Trilogie nun tatsächlich veröffentlicht wird und dass dieses Album obendrein sein vielleicht bestes seit Around The House ist. Neu sind zweierlei Dinge: Matthew Herbert spielt auch alle herkömmlichen Instrumente selbst, vor allen Dingen aber singt er, zum allerersten Mal in seiner Karriere. Ein leichter Schritt sei dies nicht gewesen, sagt er. Der Genuss von Rotwein und das Tragen eines schwarzen Smokings seien ihm beim Überwinden der Hemmschwelle behilflich gewesen. Matthew Herberts Stimme ist dünn und brüchig. Seine Intonation ist gehaucht und verhuscht. Was er da singt, es ist nicht immer leicht zu verstehen. Trotzdem weiß er sich in Szene zu setzen. Auf One One erfindet er sich neu, als Singer/Songwriter. Was ihm gut zu Gesichte steht. Das Vokabular an Klängen, das er benutzt, hätte durchaus auf einem zweiten Teil von Around The House Verwendung finden können. Doch die allesamt nach Städtenamen benannten Stücke (warum eigentlich?) treiben irgendwo auf offener See zwischen Steely Dan und dem kauzigen schottischen Barden Momus. Ein wirklich hervorragendes Popalbum.