Zwischen den Niederlanden und Detroit gibt es einen traditionellen Link. Teilweise weniger greifbar als die Achse zwischen Berlin und der ehemaligen „Seventh City“, dafür scheint man aber ähnlich zu fühlen. Stefan Robbers – besser bekannt als Terrace – veröffentlichte Anfang der 90er auf Labels wie Djax-Up-Beat oder dem eigenen Label Eevo Lute Muzique Stücke, die sich anfühlten wie das, was auf den Detroiter Labels Planet E und Retroactive herauskam. Ein Titel von Wladimir M und Robbers namens „Planet E“ wurde für das gleichnamige Label lizensiert, Stücke von Carl Craig erschienen auf Eevo Lute.
2000 erschien als zweite Veröffentlichung auf dem Amsterdamer Label Rush Hour „Spoken“ von Aardvarck. 500 Kopien dieser Platte war eine 7“ beigelegt, „Sucker MC“, eine Zusammenarbeit zwischen Aardvarck, Stefan Robbers und Wladimir M. Und wieder fühlt es sich nach Detroit an, was da aus Holland kommt. Der Kreis schließt sich.
Im vergangen Jahr sorgte die limitierte Neuauflage der drei Cult Copy 12“es von Aardvarck für viel Aufregung auf den Tanzflächen. Der Einsatz der ersten „Cult Copy“ auf einer Mix-CD von Carl Craig machte diese besonders begehrt.
Nun gibt es diese Reihe gesammelt auf CD. Die Tracks der Maxis sind mit elf neuen Stücken zu einem Fluss aus Detroit-Techno-beinflussten Tracks kombiniert worden, ohne eine Mix-CD zu sein. Nicht alles ist tanzbar, Stücke wie „Buuv“ lassen einen in eine Welt umspült von wärmender Melancholie eintauchen. „Aardbij“ und „Komt Goed“ bewegen Körper und Geist und funktionieren somit auf der Tanzfläche wie auch beim Homelistening. Schön, dass sich Aardvarck nicht auf der Clubtauglichkeit der „Cult Copy“-Maxis ausgeruht hat. Aardvarck zeigt mit dieser großartigen CD, dass der Link zwischen Detroit und Holland so stark wie vor 15 Jahren ist, und wie man Stücke auf einer CD durch Emotionalität und nicht durch BPM-Zahlen verknüpft. Eine Platte, die darstellt, was aktuell im Rush-Hour-Umfeld passiert: Der Brückenschlag zwischen klassischem Detroit-Sound und heutigen, vor dessen Hintergrund entstandenen Produktionen, die aber frei von falschem Techno-Traditionalismus sind und in andere Richtungen gehen können.
Zu dieser CD gibt es eine etwa 25-minütige DVD von Michael Butnik und Sandor Caron zu Aardvarcks Musik. In verschiedenen Sequenzen wird eher Alltägliches gezeigt, Menschen, die unter einer Brücke langgehen, eine Zugfahrt, Fotografierte vor einer Kamera. In diesen Alltags-Situationen lassen sich aber immer wieder Muster erkennen. Andere Momente geben vieles erst durch eine starke Verlangsamung des Bildes preis. Nichts Ungesehenes, aber schöne Bilder die gut mit der tollen Musik von Aardvarck korrespondieren.
Alles in Allem: CD und DVD liefern ein Abbild von Techno in 2005, das zeigt, dass früher nicht immer alles besser gewesen sein muss.