Wenn die Office Charts der 17. Kalenderwoche doch nur das Wetter widerspiegeln würden: ItaloJohnson lassen sich von Robert Hood (hier unter seinem Floorplan-Alias) und Jimmy Edgar remixen, Anthony Naples entdeckt die Neunziger für sich und Palmbomen IIs patinabehaftete Grooves kommen gleich als Sammelserie. Review-Redakteur Thilo Schneider allerdings scheint schon frühlingshaft auf House geeicht! Dazu gesellt sich neben einem essentiellen Reissue von The Other People Places Kollaboration mit DJ Stingray allerdings noch ein fieser Nackenklatscher von I-F dazu, der viel zu lang vergriffen war. Falls es doch wieder schneien sollte, versteht sich.
5. ItaloJohnson – Remixes 1 (ItaloJohnson)
Nach zehn Veröffentlichungen auf ihrem eigenen Label dürfen die drei Jungs von ItaloJohnson sich auch mal zurücklehnen und ihr Werk in die Hände anderer Produzenten legen. In diesem Fall heißt das: Floorplan und Jimmy Edgar nehmen sich jeweils die A-Seiten-Nummer von der bereits 2013 erschienenen ItaloJohnson 07 zur Brust, ein eher untypischer Breakbeat-Track mit Hardcore-Reminiszenzen. Wenn Robert Hood seine Floorplan-Maschine anschmeißt, weiß man ja ungefähr, was einen erwartet, und auch hier enttäuscht er nicht. Seine Version ist ein von der ersten Sekunde an schwer rollendes Geschütz, das mit eingängigen Pianos und einem sehr effektiven Einsatz der Vocals besticht. Edgars Version klingt wesentlich reduzierter, einem taumelnden Skelett gleich.
4. Anthony Naples – Us Mix (Proibito)
Der New Yorker Anthony Naples hat sich seit 2012 mit ein paar guten bis sehr guten EPs auf Feinschmecker-Labels wie The Trilogy Tapes, Mister Saturday Night oder seinem eigenen Proibito, auf dem 2015 auch sein Debütalbum Body Pill erschien. Während dieses sich mit Ambient, Cosmic, Slo-Mo-House und abseitigeren Downbeat-Exkursionen weitestgehend außerhalb des Clubs bewegte, ist seine neue Us Mix-EP wieder Futter für die DJ-Kiste. Vier Tracks mit deutlichen Mitt-90er-New-York-House-Bezügen, viel Pianos, aber immer mit dem speziellen Anthony Naples-Twist. Der titelgebende Track „Us Mix“ ist auch der eindeutige Hit-Kandidat dieser gelungenen EP.
3. I-F – Portrait Of A Dead Girl: The Cause (Viewlexx)
Längst fälliges Reissue der ersten Maxi von I-F aus dem Jahr 1995. Es war das erste Lebenszeichen von einem der charismatischsten und unbeugsamsten Vertreter einer so nur in den Niederlande anzutreffenden Underground-Kultur, die Oldschool Electro und Italo Disco gleichermaßen verehrt. Portrait Of A Dead Girl: The Cause kommt mit sechs Stücken, die zugegebenermaßen noch etwas die Rafinesse seiner späteren Releases vermissen lassen, aber allein für den düsteren Warehouse-Electro-Schocker „I Do Because I Couldn’t Care Less“ lohnt sich die Anschaffung. Klassisch, böse, gut.
2. Palmbomen II – Memories Of Cindy Pt. 1 (Beats In Space)
Schönes Konzept. Der niederländische Produzent Kai Hugo alias Palmbomen II veröffentlicht auf Tim Sweeneys Label Beats In Space eine vierteilige Hommage an eine gewisse Cindy, von denen die ersten drei einzeln zu kaufen sein werden, die vierte ausschließlich als auf 350 Exemplare limitiertes Box Set inklusive eines jeweils einzigartigen Polaroid Portrait von Cindy. Part 1 nun hängt die Latte schon einmal erfreulich hoch. Die sechs Tracks dieser mehr als Mini-Album zu hörenden EP sind sich aufeinander beziehende, ultra charmante Lo-Fi-House-Perlen mit einem sehr einnehmenden Nostalgie-Filter und schönen Vocals.
1. The Other People Place feat. Mystic Tribe A.I. – Sunday Night Live At The Laptop Cafe (Clone)
Dass in diesem Jahr wieder einmal den 2002 gestorbenen James Stinson gedacht wird, ist natürlich nur zu begrüßen. Nicht nur gründete er zusammen mit Gerald Donald 1989 das Electro-Projekt Drexciya, sondern veröffentlichte auch als Transllusion, Lab Rat XL, Clarence oder aber auch The Other People Place Musik – letzteres Projekt dürfte vor allem für das klassische Warp-Album Lifestyles Of The Laptop Café und seinen geradezu sanften, sehnsüchtigen Deephouse-Tracks bekannt sein. Bevor im Juni sechs bisher unveröffentlichte Stinson-Tracks unter dem Namen Jack Peoples Laptop Café auf Clone erscheinen werden, haben sie nun die einzige Maxi beziehungsweise Split-Maxi (hinter dem Pseudonym Mystic Tribe A.I. übrigens verbirgt sich DJ Stingray) die er unter dem Other People Place-Alias je herausgebracht hat, nachgepresst. Berührender konnte Detroit Musik seltener sein. Almond mochaccino makes me feel right…