Mit leisem Kreischen fährt ein Zug ein. Nuschelnd dringt die Stimme des Schaffners aus der urbanen Geräuschkulisse und kündigt das Ziel der Fahrt an: Harlem. Eine passendere Einleitung hätte Al Kent für seine Compilation Disco Love kaum wählen können, denn die Stücke führen den Zuhörer in die weniger glamourösen Randbereiche dessen, was irgendwann einmal unter den Etiketten Disco-, Northern- oder Modern-Soul erschienen ist. Kent hat auf Disco Love einige seiner Lieblingsstücke versammelt – allesamt obskure Raritäten, Vinylperlen, für die in Sammlerkreisen astronomische Summen auf den Tisch gelegt werden. Disco Love ist keine einfache Zusammenstellung der Originale, vielmehr hat Kent alle Stücke editiert und später gemixt. Wie auch Theo Parrish gelingt Al Kent in seinen Edits die enge Gratwanderung zwischen Überstrapazierung und Erzeugen eines eigenwilligen, durch Wiederholung einzelner Elemente vermittelten Funks. Im separaten DJ-Mix der Stücke hält Kent sein Ego angenehm im Hintergrund. So leitet oft ein schlichter, rauer Cut von einem Stück zum Nächsten über – die wohl adäquateste Art, diese ungeschliffenen Versionen von Disco und Soul aufzulegen.