Mit einem Knall beginnt Symbiosis, das erste Ergebnis der Zusammenarbeit zweier Aktivisten der Musikszene Manchesters. Miles Whittaker ist bekannt für diverse Veröffentlichungen auf Modern Love, sei es solo als MLZ oder als Duohälfte von Pendle Coven. Sein Mitstreiter bei Demdike Stare ist Sean Canty, ein Mitarbeiter des Labels Finders Keepers. Zusammen entwerfen Whittaker und Canty eine Art „Black Ambient“: Der Eröffnungsknall von Symbiosis hallt nach in Stahlblechen und ruinenhaft leer klingenden Relikten der Industriemoderne. Manche Stücke pulsieren anschließend in Dubriddims oder sampeln Discostreicher. Doch jeder Schein von Freude, Menschlichkeit, Ja-zum-Leben-Sagen trügt. Denn mit Taktiken wie dem Vereinzeln von Bass- und Keyboard-Figuren oder dem Zusammenschneiden uralter, fröhlicher Weltmusiken mit den Fratzen des Steinkohle-Zeitalters errichten Demdike Stare ein Monument. Ja ein Mahnmal, denn in seiner Anmutung einer von Menschen gemachten und von Menschen verlassenen Welt klingt Symbiosis schlicht nach Gesellschaftskritik.
Demgegenüber klingt Black To Comm zwar gleichsam schwermütig, doch diese Düsterkeit nimmt Gestalt an aus einem Eros der Melancholie. So hat die Musik des Hamburgers Marc Richter, der mit Dekorder ein eigenes Label betreibt, Alphabet 1968 allerdings auf dem renommierten Type-Label herausbringt, etwas Schwärmerisches gleich im doppelten Sinne. Zunächst arbeitet Richter unter dem Namen Black To Comm bevorzugt mit Klängen der Schwarmintelligenz, also an Clustern, die sich aus vielen kleinen Einzelteilen zusammenfügen. Mikrosequenzen aus Streichern, hängenbleibende Synthesizer, Fetzen von Feldaufnahmen. Außerdem schwärmt Black To Comm derart heftig und eloquent aus seiner Melancholie heraus für etwas Anderes, Größeres, dass Alphabet 1968 eine Hymne geworden ist. An das Leben, an die Liebe, an alles, was fantastisch ist.