Nach der opulenten Jubiläums-Box hat Eskimo eine neue Compilation-Reihe aufgelegt, deren Leitfaden von Farben und den mit ihnen verbundenen Gefühlen bestimmt wird. Die Pink Collection ist im Sommer 2013 erschienen, nun folgt mit The Blue Collection der zweite Streich. Dass ein solchermaßen synästhetisch informiertes Konzept dem gedanklichen Repertoire der Romantik entstammt, stellt für Eskimo offenkundig kein ernsthaftes Problem dar. Vielmehr verkündet diese Zusammenstellung durchaus etwas melancholisch (worin sie der allgemein etablierten Konnotation der Farbe Blau folgt), aber auch optimistisch gestimmt (womit sie die drohende Klippe der Larmoyanz umgeht): Kitsch ist das neue Cool. Vorgetragen wird dieses angstlose Bekenntnis zur Emotion von einer nahezu komplett neuen Garde von Produzenten: Abgesehen von Freeform Five mit Róisín Murphy (klingt, als hätte Moloko „Sing It Back“ mit Randy Crawford aufgenommen) und Michoacan (klingt, als hätten Walter Carlos mit Logic System gearbeitet) kommen hier in erster Linie Newcomer wie Deadbots, Julian Sanza feat. Future Feelings, Blende, Volta Cab und Pete Oak feat. Emeron & Fox zum Zug. Die bieten oft einen frischen, vom offenen YouTube-Pop-Begriff unserer Tage ausgehenden Blick auf den Dancefloor, zudem reichlich Synthesizer-Arpeggien bei einem überproportional großen Anteil an Frauenstimmen. Manche der Tracks tendieren tatsächlich zum Song, gerne auch mal Midtempo. Immer wieder wecken diese Nu-Disco-, Balearic-, Indie-Dance und Electronica-Stücke Erinnerungen an die Mitte der Achtziger: Proto-House, you name it. Aber auch die frühen Neunziger werden zitiert. Blamma! Blamma! feat. Kristina Train liefern mit „Zsa Zsa“ ein Update von Piano-Vocal-House und bescheren der Reihe einen kleinen Instant-Classic-Hit. Das Spannungspotenzial zwischen künstlichen Sounds und echten Emotionen scheint auch in 2014 noch nicht ausgereizt zu sein.
Stream: Diverse – Eskimo Recordings presents The Blue Collection