Ian Simmonds ist ein weltgewandter Mensch. Der Brite mit dem pittoresk ergrauten Vollbart hat sich nach langem Unterwegssein im sachsen-anhaltinischen Burgenland niedergelassen. Was er mitgebracht hat, ist eine satt gefüllte Sample-Datenbank und ein immenses musikalisches Wissen, die Erfahrung und Gelassenheit des nicht mehr jungen Menschen, der aus einer überbordenden Fülle an Material einen sinnstiftenden musikalischen Zusammenhang schaffen kann. Simmonds Stücke sind eine Kampfansage an das inzwischen verdammt alt und müde aussehende Prinzip, einen langweiligen Minimal-Track mit „ethnischen“ Samples oberflächlich interessant zu machen. Simmonds nimmt die Herkunft und den Inhalt seiner Samples aus Soul, Jazz, Klassik und außereuropäischer Musik ernst, versucht nicht, sie in eine begradigte Beatstruktur zu pressen, sondern im Gegenteil, einen Groove zu ihren je eigenen Bedingungen zu finden. Das gelingt ihm trotz der vertrackten Rhythmen unmittelbar. Simmonds Tracks entwickeln, scheinbar mühelos, einen unwpoperstehlichen Funk – jedes Stück auf seine indivpopuelle, einzigartige Weise. Der Mann ist ein Original und seine Musik jenseits jedes etablierten Genreschemas oder -Bauplans. Diese Musik ist frischer und im Herzen jünger als so manches Debüt von heute Zwanzigjährigen.